Huck, Patrick

Aus der Manege

Zirkusklänge für Streichquartett

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Nepomuk, Basel 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 64

Stücke für Streichquartett sind extrem anspruchsvoll, wenden sich an ein gesetztes Konzertpublikum und sind nur von Profis aufzuführen? Bei Patrick Huck ist das alles ganz anders. Seine acht unter dem Titel Aus der Manege veröffentlichten kurzen und prägnanten Stücke für Streichquartett bieten schmissige Melodien, kernige Rhythmen und einen hohen Unterhaltungswert. Und dabei können die „Zirkusklänge“ durchaus von instrumen­talen Laien und jungen NachwuchsstreicherInnen aufgeführt werden.
Wie viele der im Basler Nepomuk-Verlag erschienenen Werke möchte auch Patrick Hucks Zirkusmusik jungen MusikerInnen bzw. MusikschülerInnen qualitativ hochwertige zeitgenössische Stücke zur Verfügung stellen, die sowohl pädagogisch durchdacht als auch musikalisch wirkungsvoll sind. Huck greift deshalb die schnellen Bewegungen, die Dynamik und die plakativen Stimmungen der Zirkuswelt auf und formt daraus übersichtliche, robuste Sätze. Die acht Stücke werden dann von vier durchaus gleichberechtigten Streichern zum Leben erweckt.
Die Violinen, die Bratsche und das Cello dürfen beispielsweise in „Flinke Artisten“ beherzt und klangvoll in die Saiten greifen und können mit Lautstärkekontrasten und mächtig Tempo eine bunt schillernde Zirkusnummer am Zuhörer vorüberziehen lassen. Selbstverständlich ist auch ein Clown mit von der Partie, der mit eckigen und kantigen Verläufen seine in Musik gegossenen Bewegungen vollführt. Und während das Zirkusorchester selbst im Eingangsstück die Hauptperson ist, ziehen in der Schlussnummer die Pferde in vollem Galopp ihre schwungvollen Runden durch die Manege.
Patrick Huck gelingt das Kunststück, dabei stets übersichtlich in der musikalischen Struktur, klar in der Darstellung von charakteristischen Stimmungen und konturenreich im Zusammenwirken der vier Streicher zu schreiben. Seine „Zirkusklänge“ leben vom kraftvollen und reaktionsschnellen Zusammenspiel des Quartetts und vom gestalterischen Willen, den die jungen MusikerInnen in eine Aufführung der acht Sätze einzubringen imstande sind. Um diese Kreativität zu fördern, beschränkt sich der Komponist auf ganz wenige Ausführungsanweisungen wie dynamische Vorschriften und Akzente; eine Tempovorgabe mit Metronomzahlen möchte er den Spielern allerdings erst gar nicht machen.
Selbst bei der Besetzung ist Patrick Huck offen: Im knappen Vorwort zum blitzsauber gestalteten Notenband mit Partitur und Stimmen weist er auf die Möglichkeit hin, “Aus der Manege” mit größeren Ensembles oder gleich einem ganzen Streichorchester aufzuführen. Auch das wäre sicher ein reizvolles Unterfangen, böte es doch die Gelegenheit, in Sachen Dynamik und Klangfarben noch ein bisschen mehr Wirkung aus den acht Nummern herauszuholen und eine bunt schillernde Zirkusatmosphäre entstehen zu lassen.
Daniel Knödler