Jäger, Harry

Bambus im Wind

Drei Stücke für c- und f-Blockflöte und Gitarre

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Eres Edition, Lilienthal/Bremen 2007
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 61

Als „Musikalische Reiseimpressionen aus Vietnam“ bezeichnet der 1958 geborene Komponist seine drei kurzen Stücke für Sopranblockflöte, Altblockflöte und Gitarre – und hat damit einen Titel gewählt, den man gleich beim ersten Hören der Musik unschwer nachvollziehen kann.
Lotusblüte, Monsun und Bamboo-Song sind harmonisch im pentatonischen Bereich angesiedelt und wirken somit in Melodik und Gestus trotz der durchaus flotten Tempovorgaben sämtlich eher ruhig und meditativ. Das erste der drei Stücke spielt mit kanonischen Einsätzen der Flöten, die dann aber jeweils frei fortgeführt werden, während die Gitarre, als harmonisches Grundgerüst darunter, sich großenteils auf ruhige Viertelbewegungen beschränkt. Die zweite Nummer könnte man sowohl in den wechselseitig eingeworfenen Einzeltönen als auch in schnellen Läufen der Flöten oder den gebrochenen Akkorden mit raschen Sprüngen der Gitarre als das Aufkommen, Strömen und ausklingende Tröpfeln des Monsunregens interpretieren. Im abschließenden Bamboo-Song kehrt der Autor neben zahlreichen Quartgängen wieder zu den kanonischen Motiven des ersten Stückchens zurück.
Vom Ambitus her bewegen sich die Blockflöten durchgängig zwischen ihrem jeweilig tiefstmöglichen Ton und der Sext der oberen Oktave. Das erste der Stücke ist ohne Vorzeichen notiert, das zweite mit einem Kreuz, das dritte mit einem b, doch kommen andere Vorzeichnungen nur sehr vereinzelt einmal vor und auch rhythmisch laufen alle drei Nummern recht gleichmäßig durch. So dürften sie sämtlich auch für leicht fortgeschrittene AnfängerInnen bewältigbar sein, übersteigen jedenfalls niemals einen mittleren Schwierigkeitsgrad – übrigens auch nicht in der Gitarrenstimme. Ein kleines Problem für Anfänger könnte allerdings im Verzicht auf dynamische, agogische und auch artikulatorische Spielanweisungen liegen; hier wird die Lehrkraft zumindest anregend unterstützen müssen, um potenziellen Einheitsbrei zu vermeiden.
Das Notenbild ist in der Tendenz eher klein gehalten und wirkt damit in der Partitur wegen der Achtel- und Sechzehntelbewegungen ein wenig unübersichtlich. Doch löblicherweise sind Stimmen für alle drei Instrumente enthalten, sodass eventuellen rhythmischen Verwirrungen bezüglich der vertikalen Geschehnisse vorgebeugt ist. Die Stücke eignen sich sicherlich gut für Vortragsabende, sollten dann aber ob ihrer Kürze am besten alle drei hintereinander aufgeführt werden.
Andrea Braun