Mönkemeyer, Stefan

Basic Fingerstyle

Der spielend leichte Einstieg in die Fingerstyle Gitarre, mit DVD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Fingerprint, Osnabrück 2010
erschienen in: üben & musizieren 6/2010 , Seite 63

Meine ersten Fragen an eine Veröffentlichung: Was ist das Lernziel? Was soll erreicht werden? Welche Zielgruppe ist angesprochen? Und hier fangen meine Schwierigkeiten mit diesem Heft bereits an: Kein Wort verliert der Autor darüber, was „Fingerstyle“ ausmacht, was es zum Beispiel vom klassischen Gitarrenspiel unterscheidet. Stattdessen verfasst er allein zehn Seiten zur Thematik „Richtig üben – aber wie?“ und Ausfülltexte beginnend mit „Dieses Lerntagebuch gehört…“. Hier soll ich als Schüler dann zum Beispiel etwas eintragen bei: „Das ist mir leicht gefallen/schwer gefallen/offene Fragen“.
Okay, ein Heft für Grundschulkinder also. Nein, doch nicht: An anderer Stelle gibt es dann nämlich „Tipps und Selbstcheck für das eigene Zeitmanagement“. Kostprobe: „Visualisiere ich mein Lernen (z. B. über mein Lerntagebuch)?“ „Benutze ich meinen Übungsplan?“ „Höre auf Deine innere Stimme“…
Um was also geht es in diesem Heft überhaupt? Ich weiß es nicht. Am Ende stehen jedenfalls 16 Takte Freight train in völlig simplem Arrangement mit Wechselbässen/Oktaven auf den vollen Zählzeiten. Das war’s. Musikalischer wird’s nicht. Vorher: Zupfmuster auf leeren Saiten, „Herkömmliche Zupfmuster, Wechselbass-Zupfmuster und Übungen für den Daumen“. Trockener und langweiliger geht es kaum. Nie kommt Spielfreude auf. Erst recht nicht, wenn man den Ausführungen des Autors auf der DVD lauscht. Erklärungen und Erläuterungen, die mir nur eines zeigen: Dieser Gitarrist hat nie eine Musikhochschule von innen gesehen. Gitarrenmethodik und -didaktik sind ihm völlig fremd. Wenn er dann auch mal spielt, dann nur trocken, technisch bemüht, uninspiriert und – so leid es mir tut – laienhaft.
Tue ich dem Autor Unrecht? Das glaube ich kaum, denn auf Seite 4 erfahren wir über ihn: „Stefan Mönkemeyer, Diplom-Sozialwissenschaftler, ausgebildeter Coach […] arbeitete einige Jahre in der freien Wirtschaft als Personalentwickler und war dort zuständig für das Design und die Durchführung von Weiterbildungen, Coachings, Training und Workshops.“ Aha.
Peter Finger, der Produzent dieser Veröffentlichung, hat noch das Seine dazu getan und ein Notenbild geliefert, bei dem man kaum die Notenlinien erkennen kann. Gibt es also nach Lektüre des theoretischen Teils und dem Anschauen der DVD noch einen Rest von Motivation, mit diesem Heft zu arbeiten, wird sie sicher bald verschwinden: Spätestens, wenn man mit zusammengekniffenen Augen auf dieses Notenbild starrt und rätselt, ob jener Punkt wohl auf, dieser wohl unter der kaum sichtbaren Notenlinie liegt.
Ulrich Christoph Müller