Siedenburg, Ilka
Beruf: Pop-PädagogIn
Arbeitsfelder, Herausforderungen und Perspektiven
Für Lehrkräfte, die in ihrem Instrumentalunterricht Rock- und Popmusik anbieten möchten, ist ein Berufsfeld von beträchtlicher Größe entstanden. Ilka Siedenburg erläutert, in welchen Bereichen und Institutionen Popmusik unterrichtet wird und welche didaktischen Konsequenzen und Herausforderungen sich dadurch ergeben.
Ursprünglich führte der Wunsch, in einer Band zu spielen, eher in den Probenkeller als in die Musikschule. Ein „typischer“ E-Gitarrist der 60er Jahre – nur selten war es eine Gitarristin – kam über seinen Freundeskreis mit Popmusik in Kontakt, besorgte sich ein Instrument, ließ sich von den anderen die ersten Kniffe zeigen und entwickelte seine Fähigkeiten beim „Jammen“ im Probenraum weiter. Viele PopmusikerInnen gehen heute noch ähnliche Wege. Die Möglichkeiten des informellen oder autodidaktischen Lernens haben sich sogar noch erweitert: Im Internet kann man sich Tabulaturen und Songtexte beschaffen, Lehrvideos herunterladen oder mit anderen MusikerInnen austauschen.
Inzwischen wird „Pop“1 jedoch auch im Instrumentalunterricht vermittelt. Ein Blick in die Angebote von Musikschulen und anderen Bildungseinrichtungen zeigt, dass hier ein Berufsfeld von beträchtlicher Größe entstanden ist. Dennoch fand diese Musik innerhalb der etablierten musikpädagogischen Institutionen lange Zeit keine volle Akzeptanz: Erst seit wenigen Jahren ist es für angehende InstrumentalpädagogInnen möglich, sich in einem eigenständigen Bachelor-Studiengang auf Pop zu spezialisieren.2 Mit den neuen Ausbildungsmöglichkeiten wird sich das „Berufsfeld Pop-Pädagogik“ voraussichtlich noch erweitern und verändern. Will man diese Umbruchphase für einige Kurskorrekturen nutzen, ist es Zeit, eine Bestandsaufnahme der bisherigen Entwicklungen vorzunehmen und Grundsätze für eine popspezifische Instrumentalpädagogik zu erarbeiten.
Arbeitsfeld Pop-Pädagogik
Lernmöglichkeiten im Bereich Pop sind zunächst auf dem freien Markt und in der Jugendarbeit entstanden, später auch in Schulen und Musikschulen. In diesen Feldern entwickelten sich unterschiedliche musikpädagogische Konzepte mit jeweils eigenen Zielsetzungen und Arbeitsformen. Auch wenn es heute viele inhaltliche und personelle Überschneidungen gibt, lassen sich diese Unterschiede teilweise noch ausmachen.
1 Unter „Pop“ verstehe ich im Folgenden Musik afroamerikanischer Prägung vom Rock’n’Roll der 50er Jahre bis zu aktuellen Stilistiken, die ihren Ursprung in Jugendkulturen haben. Anders als bei der üblichen Verwendung des Begriffs „Populäre Musik“ wird Jazz hier ausgeklammert. Vgl. auch Jürgen Terhag: „Zwanzig Jahre ,Un-Unterrichtbarkeit‘ Populärer Musik. Ein didaktisches Problem hat Geburtstag“, in: Wolfgang Pfeiffer (Hg.): Schülerorientierter Musikunterricht. Wunsch und Wirklichkeit, Musikunterricht heute 6, Oldershausen 2006, S. 39-51.
2 Der Bachelor-Studiengang „Instrumentalpädagogik“ mit dem Profil „Popularmusik“ an der Fachhochschule Osnabrück existiert seit 2006. „Popularmusik“ wird im Sinne von „Pop“ verwendet, beinhaltet also nicht Jazz.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2010.