Wüstehube, Bianka

Berufliche Praxis ins Studium hineinholen

Anton Bruckner Privatuniversität in Linz: Künstlerisch-pädagogische Projekte in den Masterstudien Instrumental- / Gesangspädagogik und Elementare Musikpädagogik

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Online-Beitrag 12

Die meisten Studierenden der Instrumental- und Gesangspädagogik sind im Masterstudium bereits berufstätig. Oft beschreiten sie neue Wege und führen innovative Projekte durch. Mit einem wählbaren Projektschwerpunkt im Rahmen der Masterstudien Instrumentalpädagogik, Gesangspädagogik bzw. Elementare Musikpädagogik hat die Bruckneruniversität ein Angebot geschaffen, ein von den Studierenden im Feld durchgeführtes künstlerisch-pädagogisches Vorhaben zu einem zentralen Gegenstand ihres Masterstudiums machen zu können.

An der Bruckneruni in Linz können Studierende für zukunftsweisende Projekte, die sie in ihrer beruflichen Praxis planen und durchführen, Leistungspunkte (ECTS) erhalten und somit in das Studium hineinholen. Die Welt des Studiums wird so mit der vorhandenen Praxis im Berufsleben verbunden. Im Rahmen des Projekts werden künstlerische, pädagogische sowie wissenschaftliche Aspekte und deren Reflexion miteinander verbunden. Das Konzept für ein solches Projekt soll eine innovative Idee verfolgen (Beispiele dafür siehe unten). Ein Mentor oder eine Mentorin begleitet die Studierenden. Gemeinsam wird überlegt, welche ergänzenden und das Projekt inhaltlich unterstützenden und dessen Intentionen vertiefenden Lehrveranstaltungen sinnvoll zu belegen sind. Für die Durchführung des Projekts erhalten die Studierenden insgesamt 16 Leistungspunkte (ECTS). Darin sind enthalten das Projekt selbst, Intervision, Mentoring und die das Projekt ergänzenden und das Thema vertiefenden Lehrveranstaltungen.
Im Wohnzimmerkonzert im Kulturverein DH5 in Linz unter dem Motto „Oh wir können ein Lied davon singen“ (2020) inszenierte Sabine Rechberger mit älteren Menschen, die sie zuvor in der Fußgängerzone angesprochen hatte, ein abwechslungsreiches, berührendes Community-Projekt für alle Menschen über 65 Jahren, die gerne singen und gemeinsam musizieren. Ziel dieses Projekts war es, einer Gruppe von Menschen einen Raum zu geben, um sich auszudrücken und in einen künstlerischen Austausch gehen zu können. Menschen, die sich nicht unbedingt vorher begegnet waren, wurden eingeladen, sich kennen zu lernen.
Im Zentrum stand dabei die jeweilige Einzigartigkeit der menschlichen Stimme im Lebenslauf: Erfahrene, faltige, zärtliche, helle oder kräftige Stimmen wurden gesucht, gefunden und einander bekannt gemacht. Es entstand ein lebendiger musikalischer Dialog unter den Teilnehmenden, geprägt von vielseitigem Ausdruck und unterschiedlichen Klangfarben. Die Stimmen wurden aus ihrer Komfortzone geholt, zum Experimentieren und Ausprobieren eingeladen und in Liedern neu entdeckt. Zudem wurden biografische Elemente der Teilnehmenden aufgenommen und in Musik, Bewegung oder Worte eingewoben. Erinnerungen und Erfahrungen wurden in Liedern, Selbstkomponiertem und Bewegungen zum Ausdruck gebracht und leben darin weiter.

„Der Schwerpunkt gab mir die Möglichkeit, ein Format zu entwickeln, das künstlerisches Arbeiten mit alten Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der für das Projekt gegründete Chor besteht immer noch. Darauf bin ich sehr stolz.“ (Sabine Rechberger)

Der Tanzfilm „Schön ist die Welt“ (2021), initiiert und inszeniert von Almut Wregg, wurde von der Gesellschaft für Soziale Initiativen ausgezeichnet und mit einem Preis im Bereich „Inklusive Projekte für die Jugend“ versehen.[1] Es handelt sich um einen musikalischen Tanzfilm, der eine Reise durch den Tag zeigt. Die DarstellerInnen haben sich über einen längeren Zeitraum gemeinsam mit ihrer Lehrerin auf sehr individuelle Art und Weise mit der Natur auseinandergesetzt und diese künstlerisch bearbeitet. So präsentiert die Gruppe ihren Zugang zu Natur und den ihr innewohnenden Geheimnissen musikalisch, poetisch, darstellend, bildend und bewegend: „Schön ist die Welt“.

„Mir hat am künstlerisch-pädagogischen Schwerpunkt besonders gefallen, dass ich darin unterstützt wurde, mein Projekt zu realisieren und meine Arbeit in Institut Hartheim sichtbar machen zu können. Meine Schüler*innen mit Behinderung fühlten sich in ihrem künstlerischen Ausdruck bestärkt.“ (Almut Wregg)

 

[1] http://youtu.be/atJIQOA4CPY

Informationen unter www.bruckneruni.at/de/institute/musikpaedagogik/fachbereiche