Lehmann, Silke

Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: epOs-music, Osnabrück 2007
erschienen in: üben & musizieren 3/2008 , Seite 57

Einige Zitate aus dieser als Dissertation angenommenen Veröffentlichung seien an den Anfang gestellt: „Sprache ist Bewegung“, „Zeit wird durch (wiederholte) Bewegung im Raum erfahrbar“, „Musikalische Zeitstrukturen finden Entsprechungen in Körperrhythmen“, „Rhythmus ist gemeinsames Merkmal von Sprache und Bewegung“.
Wer durch diese Aussagen neugierig gemacht wurde oder sie aus diversen Fachpublikationen der Rhythmik oder Elementaren Musikpädagogik kennt, sollte sich unbedingt genauer mit Silke Lehmanns Buch beschäftigen, denn hier findet man vielfältige Erklärungsmodelle zu diesen aus der Erfahrung bekannten Aussagen. Umfangreich recherchiert und verständlich dargestellt, sehr gut gegliedert und übersichtlich im Lay-out bietet die Autorin eine bemerkenswerte Aufarbeitung von Informationen aus für das Thema Rhythmus relevanten Quellen.
Von der Geschichte der Zeitwahrnehmung über die Bedeutung von Rhythmus und Metrum in der Musik zur körperlichen Dimension von Rhythmus und seiner Bedeutung als Merkmal von Sprache, weiter zur Psychologie der Zeitwahrnehmung und zum Blick in die Neurophysiologie führt der Informationsweg dann über musikpädagogische Zugänge zur Zeitgestaltung in der Musik und endet in exemplarischen Unterrichtsdarstellungen für verschiedene Alters- und Zielgruppen.
Die Autorin steht zu eventuell widersprüchlichen, manchmal nicht methodisch transferierbaren Erkenntnissen, was bei dieser Bandbreite an Betrachtungsweisen zum Thema gar nicht ausbleiben kann. Dabei verliert Lehmann nie ihre Leitlinie: „das Bedürfnis, praktisches Vorgehen theoretisch zu hinterfragen und auf ein solides Fundament gesicherter Fakten zu stellen“. Gut nachzuvollziehen sind auch zwei weitere Prämissen, nämlich „dass beschreibende Sprache einem so besonderen Gegenstand wie dem Rhythmus nur schwer gerecht werden kann“ und, da Rhythmen immer subjektiv wahrgenommen werden, dass „im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen … immer der Mensch“ steht.
Genau dies gelingt der Autorin trotz und gerade wegen der Informationsfülle und den unterschiedlichen Annäherungsweisen an die Frage: Wie lehre und lerne ich eigentlich Rhythmus? Ein Grundlagenwerk, das in die Hand, den Kopf und das Herz jeder Pädagogin und jedes Pädagogen gehört, der Bewegung und Sprache als Weg zum Rhythmus erkennen und begreifen will.
Barbara Metzger