Frei, Marco

Blick in den Abgrund

Eine virtuelle Konferenz in Berlin zur Situation von freien Musikschaffenden

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 46

Es ist längst bekannt, dass Kunst und Kultur von der Pandemie besonders stark betroffen sind. Sie wurden als erstes geschlossen und werden wohl zuletzt geöffnet. Wie stark die Auswirkungen sind, hat im Januar 2021 eine EU-Studie aus Frankreich der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young dargelegt. Demnach sei die Kultur wirtschaftlich betrachtet der Pandemie-Verlierer schlechthin: noch vor dem Tourismus oder der Autoindust­rie. Die Gewinne seien hier 2020 im Durchschnitt um ein Drittel eingebrochen, mit steigender Tendenz: am stärksten bei den Bühnenkünsten (90%) und der Musik (76%).
Was das für die freien Musikschaffenden bedeutet, wurde zwischen dem 27. Januar und dem 24. Februar auf einer virtuellen Konferenz in Berlin erörtert. Hierzu kooperierte der Landesmusikrat Berlin mit ver.di, der Vereinigung Alte Musik, der Berlin Music Commis­sion, der IG Jazz, dem Tonkünstlerverband, der Initiative Neue Musik und der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). Ein erstes Panel skizzierte die aktuelle Situation. Der zweite und dritte Abschnitt fragte nach Interessensvertretungen und der sozialen Absicherung. Im Finalblock ging es um einen Wiederaufbauplan für die Kultur.
Als Auftakt wurden Ergebnisse einer Umfrage unter 502 freien Musikschaffenden in Berlin präsentiert. Sie sind ernüchternd und erschütternd. Demnach sehen 29 Prozent keine berufliche Perspektive, planen einen Berufswechsel oder haben ihn bereits ergriffen. Bei der Antragsstellung für die Novemberhilfen hatten zudem nur 20,1 Prozent keine Prob­leme. Das Gros der Freien hat von einer Antragstellung abgesehen, aus unterschiedlichen Gründen; insbesondere aus Angst vor den komplizierten Regularien (37,5%) und vor einer drohenden Rückzahlung (27%).

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