Steiner, Johannes

Body-Grooves

Körperbetonte Rhythmusaktionen im Instrumentalunterricht

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 5/2013 , Seite 12

Body-Grooves greifen grundsätzlich die Idee der Body-Percussion auf, richten ihren Schwerpunkt aber besonders auf die Ausführung der Körperbewegung. Sie erweitern den Instrumentalunterricht und sind schnell umsetzbar.

Body-Grooves bieten eine Möglichkeit, flexibel im Unterricht zu reagieren. Sie sind eine große Bereicherung für den instrumentalen Einzel- und Gruppenunterricht. Durch die veränderten Situationen im Musikschulwesen (Kooperationen mit Schulen, Vereinen, Jugendzentren etc.) gibt es neue Herausforderungen. Wie können SchülerInnen mit unterschiedlichen spieltechnischen Niveaus in ver­schiedensten Instrumentenkombinationen zusammen in einem Ensemble musizieren? Woher kriege ich Noten für die ungewöhn­lichen Ensemblezusammenstellungen? Kann man in dieser Situation auch ohne Noten Musikstücke spielen und vielleicht gar selbst eigene kreieren?
Zwei Alltagsbeispiele: Eine Schülerin sitzt am Klavier. Sie versucht, eine Melodie mit einem punktierten Rhythmus mit der rechten Hand zu spielen. Irgendwie will es ihr nicht gelingen. Die Erklärungen und das Vorspielen des Unterrichtenden zeigen noch keine Verbesserungen. Der Lehrer wird langsam ungeduldig. Er hat beinahe sein ganzes Repertoire an Übungsmethoden ausgeschöpft. – Eine Musik­lehrerin kommt für den musikalischen Gruppenunterricht an eine allgemein bildende Schu­le, da die Schule mit der Musikschule ei­ne Kooperation gestartet hat. Als Hornistin ist sie gewohnt, mit Blechbläsern zu arbeiten. Die Überraschung ist groß, als die Direktorin ihr erklärt, dass das sechsköpfige Ensemble aus zwei Flöten, einer Gitarre, einem Keyboard, einer Trompete und einem Cello besteht. Panik steigt in ihr auf. Wie und was soll man da überhaupt unterrichten?

Body-Grooves und Body-Percussion

Body-Percussion beschreibt „die Idee einer elementaren Koordinationserfahrung in der Kombination eines Schrittmetrums mit geklatschten Rhythmen sowie der Vokalisation von Rhythmen oder Melodien mit der Stimme“.1 Bei den Body-Grooves hingegen wird die Körperperkussion als eigenes Instrument bzw. als eigenständige Kunstform definiert. Die Bewegungen des Körpers sind gleich­bedeutend wie die Spieltechniken und die Klangqualitäten. Dementsprechend werden Body-Grooves aus den natürlichen Bewegungsabläufen des menschlichen Körpers entwickelt und ermöglichen einen komplexen rhythmischen Ausdruck ohne große Kraftanstrengung.2
Body-Grooves sind – unabhängig vom erlernten Instrument – jederzeit unmittelbar einsetzbar und eignen sich sowohl für den Einzel- als auch den Gruppenunterricht. Die erlernten rhythmischen Patterns können auf das Instrument, auf die Stimme oder aber auch auf Alltagsgegenstände übertragen werden. Sie kommen dem Bewegungsdrang von jüngeren SchülerInnen entgegen und bereiten Freude. Body-Grooves können bei Abschlusskonzerten effektvoll – und vor allem bühnenwirksam – eingesetzt werden. Die Probenarbeit mit kleineren Ensembles kann mit Hilfe von Body-Grooves aufgelockert und das Einsingen in der Chorarbeit abwechslungsreicher gestaltet werden. Schließlich können Body-Grooves auch als eigenständige Kunstform auf die Bühne gebracht werden und im Zentrum einer Performance stehen.

1 Jürgen Zimmermann: Juba. Die Welt der Körperper­cussion. Techniken – Rhythmen – Spiele, Boppard 1999, S. 9.
2 vgl. Johannes Steiner: „Body-Grooves. Klassenmusizieren ohne Instrumente“, in: Musikerziehung, (64) Juni 2011, S. 18-21, hier: S. 18.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2013.