Eisel, Helmut

Bowling with Mozart

Mozarts berühmte Kegelduette in Klezmer-Bearbeitung für 2 Klarinetten in B

Rubrik: Noten
Verlag/Label: advance music, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 54

Als Klarinettist ist der bekannte Klezmer-Musiker Helmut Eisel mit den Kegelduetten KV 487 von Wolfgang Amadé Mozart bestens vertraut. Die zwölf kurzen Duos scheinen aber seinen musikalischen Ansprüchen erst rich­tig zu genügen, wenn sie mit Klez­mer-Elementen versehen sind.
Mit einer Fantasiereise in die Zeit Mozarts rechtfertigt er seine Bearbeitung: Mozart nimmt Kontakt zum Klezmermusiker Naf­tule auf und bringt ihn mit dem Klarinettisten Anton Stadler zusammen, der immer perfekt nach Noten spielt, aber Spontaneität vermissen lässt. Die beiden spielen die Duette und Naftule bringt Stadler das Improvisieren näher: „Spiel einen Ton. Dann sing ihn nach. Sing jetzt eine ganz kurze Melodie, die mit diesem Ton beginnt. Und dann spiel sie nach!“ So gelingt es Naftule in kurzer Zeit, Anton Stadler in die Welt der Klezmer-Musik und des freien Spiels einzuführen, während sich andererseits Naftule auch an den Kompositionen Mozarts erfreut.
Zumeist erklingen die Anfangsabschnitte der Duos im unveränderten Tonsatz, dann aber greift Naftule alias Helmut Eisel ein: Er unterbricht die Duette an einer passenden Stelle und gibt eine begleitende zweite Stimme an, zu der die erste mit Hilfe vorgegebener Akkorde oder klezmertypischer Tonleitern, wie z. B. der Ahava-Raba, improvisieren kann. Dann verändert er Mozarts Komposition durch Einfügen von Spielfiguren oder rhythmisiert eine allzu einfache metrische Begleitstimme neu. Aus einem Menuett wird auch einmal ein Tanzsatz in Form einer Hora oder es schleicht sich eine Doina ein. Einige Schlusswendungen werden von ihrer Geradlinigkeit befreit und aufgepeppt.
Zu den einzelnen Duetten gibt es erzählend-erklärende Anmerkungen. Warum aber Mozart selbst die Idee für swingend auszuführende Achtel im zehnten Duett in den Mund gelegt wird, ist dann doch etwas fragwürdig, auch wenn Eisels klezmerbeeinflusste Mozart-Duette als ein fantasievoller musikalischer Spaß angesehen werden können.
Es bedarf einiger Zeit und einiger Vorübungen, bis das Stilgemisch in Bowling with Mozart bei SchülerInnen der Mittelstufe zu einem wirkungsvollen Ergebnis führt, um auf einem Klassenvorspiel mit einem Augenzwinkern präsentiert werden zu können. Wer sich damit schwertut, sollte lieber, mit ebenso viel Spaß, die ursprünglichen Kegelduette spielen.
Heribert Haase