Laburda, Jirí

Buffoneria

Scherzo für Klarinette (in B) und Akkordeon

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hohner, Mainz 2008
erschienen in: üben & musizieren 2/2009 , Seite 58

Mit einem sorglos-ausgelassenen Stück liefert der tschechische Komponist Jirí Laburda einen der eher raren Beiträge zur zeitgenössischen Kammermusik mit Akkordeon, dieses selbstredend in der M-3-Version. Die Duo-Paarung mit Klarinette geriert sich als anspruchsgeladene „Spaßnummer“ voll ironisierender Buffo-Gesangsmelismen, bevorzugt aus der oft staccato-kichernden „Schwarzwurzel“ heraus der „Balgkommode“ soufflierend.
Nach einem schwunggeladenen Auf- oder Einzug im Dreiermetrum (punktierte Halbe = 92) folgt bei fast gleichem Viertelmaß – nun geradtaktik – das Allegro-con-brio-Hauptsegment, welches im Spiel mit Viertel- und Achtelteilen samt überraschend proportionierten Tempovariierungen sich aufschaukelt. Es mündet in eine quasi Stretta im Unisono zwischen Akkordeon-Manual 1 und Klarinette.
Die vitalen Achtel- und Viertelmelodien machen sich reizvoll, wie ein gefundenes Fressen für einen Mezzosopran à la Cecilia Bartoli. Stilistisch handelt es sich jedoch bei diesem ca. 6-minütigen einsätzigen Werk nicht etwa um einen Rossini-Verschnitt; Laburda mag irgendwo zwischen Jan Kapr und Jindrich Feld sein Terrain verwalten.
Die schnellen Sekundwechselnoten und Triller im Klarinettenpart bedingen als Klarinette mit Deutschem System mindestens ein Mittelklasseinstrument, das beispielsweise das h-cis-Triller-Element ausweist; Laburda mag eher für die in Tschechien gespielte Böhm-Klarinette geschrieben haben, deren Bewegungsabläufe sich entsprechend unterscheiden. Für das M-3-Akkordeon sind behende linke Finger die Voraussetzung für rasche längere Legato-Achtelpassagen sowie Quint-Quart-Fortschreitungen im Viertelmaß. Neun Takte im Manual 2 (Standardbass-Manual) lassen sich bei guter Kondition des Akkordeonisten auch auf dem Manual 3 verwirklichen. Der Ambitus im Manual 3 reicht vom Kontra-H bis es”, im Manual 1 liegt er zwischen e (klein) und ges”’; ohne Registerhilfe oder Manualtausch verlangt dieses Scherzo deshalb ein größer dimensioniertes Instrument.
Der technische Schwierigkeitsgrad des Werks ist innerhalb der 5-stufigen Skala zwischen drei und vier anzusetzen, für die Klarinette näher bei drei, für das Akkordeon zu vier tendierend. Herausstechende Probleme im Bereich der zeitlichen Koordinierung des Zusammenspiels sind nicht auszumachen.
Buffoneria trifft charakterlich ins Schwarze: Lebendigkeit durch rasche Tempi, manch Tänzerisches, gute Ausnützung des Tonvorrats und arteigene instrumentale Behandlung samt solistischer Einsprengsel – auch wenn dem Akkordeon die eine oder andere Bellows-Shake-Stelle hätte zugedacht werden können – zeichnen das Stück aus. Die unmittelbare Wirkung dieses Scherzos spricht für gute Konzerteignung; sein Esprit würde bei entsprechender Aufgelegtheit der Ausführenden jeden seriösen Wettbewerb zieren.
Maximilian Schnurrer