Zett, Luis

Busy Lizzy

16 wunderliche Blumenstücke für Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2017
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , Seite 60

Blumen sind die Protagonis­tinnen dieser unterhaltsamen Samm­lung leichter bis mittelschwerer Charakterstücke für Klavier. Da klingeln Schneeglöckchen in Oktavmustern, für die man eine durchaus lockere Hand nötig hat, da walzert in romantisch-melancholischer Manier ein Mauerblümchen vor sich hin, das Springkraut gebärdet sich etwas exaltiert, während die Schwarze Stockrose einen alten Ufa-Filmschlager durch die Nacht zu singen scheint.
Die Stücke sind voll kleiner und großer musikalischer Anspielungen von Romantik bis Jazz. Der Komponist zitiert dabei aus Volksliedern oder klassischen Evergreens wie Griegs Morgenstimmung. An anderer Stelle verwendet er stiltypische harmonische Teppiche oder Strukturen. Besonders gelungen ist das in Lustige Stechpalme a la Satie und in Fleißiges Lieschen & faules Gänseblümchen, das ähnlich organisiert ist wie Gärten im Regen von Debussy. Im Schwierigkeitsgrad sind die Kompositionen jedoch allesamt eine Stufe tiefer als die musikalischen Vorbilder angesiedelt.
Der blühende Flieder verströmt ein wenig südländisch-spanischen Duft und die Frühlings­annemonen geben eine schöne Etüde für ein geschmeidiges Handgelenk ab. Alle Kompositionen sind assoziativ, voll Witz und laden junge SpielerInnen ein, sich mit Phrasierungsfragen und musikalischer Rhetorik zu beschäftigen. Ganz ausdrücklich geschieht das in Ein Lied für wen?, in dem man sich mit dem Thema Fermate und Spannungspause auseinandersetzen kann. Ein besonders effektvolles und energiegeladenes Stück mit garantiertem Publikumserfolg dank vieler raffinierter Glissandi ist das Spinnige Springkraut. Luis Zett zeigt in all seinen Kompositionen einen untrüglichen Sinn dafür, womit man junge Spielerinnen und Spieler spontan begeistern kann.
Klanglich sind die Stücke ausgewogen, überwiegend voll und wohlklingend gesetzt, nur ab und an wünschte man sich, Luis Zett hätte zu Gunsten der musikalischen Prägnanz manches etwas miniaturhafter gehalten, den einen oder anderen Mittelteil weggelassen.
Der 1945 geborene Autor starb in diesem Jahr unerwartet kurz vor seinem 72. Geburtstag. Von ihm wurden zahlreiche Sammlungen bunter Klavierstücke für zwei und vier Hände veröffentlicht. Anschaulich geschrieben sind seine Musiktheorie-Bücher mit bildhafter Einführung in die Harmonielehre und Anregungen zum eigenen Improvisieren und Komponieren am Klavier.
Anja Kleinmichel