Janosa, Felix
Circles in a Square World
Preludes and Nocturnes for Piano
Felix Janosa ist keineswegs auf seine Musik zur erfolgreichen Kinderbuchserie „Ritter Rost“ zu reduzieren, er ist seit Langem sehr produktiv als Musikkabarettist, Pianist, Komponist, Arrangeur, Musikproduzent und Autor musikpädagogischer Werke. Janosa ist vor allem in Pop, Rock und Jazz zu Hause.
Seine Sammlung Circles in a Square World besteht aus 24 Stücken in sämtlichen Tonarten, zur einen Hälfte Preludes in Dur, zur anderen Nocturnes in Moll. Die Anordnung nimmt Bezug auf Chopins Préludes, bei denen jeder Dur-Tonart ihre jeweilige Mollparallele folgt, wobei der Quintenzirkel im Uhrzeigersinn einmal durchmessen wird. Im Gegensatz dazu lässt Janosa den Kreis links herum laufen, die Nr. 24 steht demnach in e-Moll.
In seinem Nachwort verweist er auf den Crossover der 1970er Jahre als Bezug für seinen Ansatz, Grenzen zwischen Klassik, Pop und Jazz aufzuheben. Es treten Anklänge an Chick Corea oder Ray Manzarek auf, ebenso an Debussy oder Schumann. Das von Janosa häufiger eingesetzte Verfahren, melodischen Linien perpetuierende Figuren zu unterlegen, ist charakteristisch für die Neoklassik. Vermutlich dürften Improvisationen die Basis für einige dieser Klavierstücke bilden, die Nr. 5 ist explizit so überschrieben. Zuweilen wird zwischen freiem und rhythmisch exaktem Tempo innerhalb eines Stücks gewechselt. Traditionelle Tempobezeichnungen ersetzt Janosa durch Charakterisierungen wie z. B. „Gedankenverloren“, „Hellwach“, „Komödiantisch und grimmig“, „Mit Liebe zum Detail“, mit denen er Hinweise zur Ausführung gibt, für die Tempi sind Metronomzahlen vermerkt. Der Notentext enthält Bezeichnungen für die Dynamik, meist für die Artikulation, jedoch keine Fingersätze oder Akkordsymbole. Letztere wären für einige Stücke mit modernerer Harmonik auch kaum praktikabel.
Janosa nutzt Tanzrhythmen wie Walzer oder Rumba, Gattungen wie Scherzo oder Pop-Ballade, lässt Assoziationen aufscheinen zu Kirchen- oder Schlafliedern. Neben traditioneller verwendet er erweiterte sowie modale Harmonik einschließlich Mixturen, seltener Cluster oder Bitonalität (Nr. 18). Neben Einfachem steht Virtuoses, neben Gesanglichem stehen Klangmalereien. Die 24 Stücke dieses Albums liefern durchaus unterschiedliche Charaktere, ohne in die Extreme zu gehen, doch nähern sie sich untereinander auch an. Nicht selten prägen rhythmisierte Klangflächen und ostinate Bildungen einen Teil dieser Klavierstücke.
Die klare Formgebung hilft der Einstudierung, meist folgen auf eine Einleitung ein Hauptteil, ein B-Teil und eine Reprise, in verschiedenen Varianten. Zuweilen treten spezifische Spieltechniken in den Fokus wie eng beieinanderliegende Finger oder das Übereinanderführen der Hände. Diese Preludes and Nocturnes eignen sich für den Klavierunterricht (mittelschwer bis schwer), für den Vortrag – oder einfach zum eigenen Spiel.
Christian Kuntze-Krakau