Puccini, Giacomo

Composizioni per pianoforte

Edizione delle opere musicali, Sezione II: Musica strumentale, Volume 2.2.

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Carus, Stuttgart 2024
erschienen in: üben & musizieren 2/2025 , Seite 62

Giacomo Puccini war in erster Linie Opernkomponist. Neben seinen zwölf Opern nehmen Werke anderer Gattungen in seinem Schaffen nur einen relativ kleinen Raum ein. Der vorliegende Band der Puccini-Gesamtausgabe präsentiert die bescheidene Werkgruppe von insgesamt zwölf Klavierstücken (wobei zwei frühe Werke aus Gruppen von acht bzw. sechs sehr kurzen Nummern bestehen). Etwa die Hälfte stammt aus der bis 1880 reichenden frühen Lehrzeit Puccinis in Lucca; bei den übrigen handelt es sich um spätere Gelegenheitswerke.
Einige Kompositionen sind erstmals veröffentlicht. Der Notentext der Originalwerke umfasst nur 44 Seiten; hinzu kommt ein zehnseitiger Anhang mit einer von Angelo Di Giulio ausgeführten Übertragung einer Opernsinfonia von Luigi Ricci, in die eines der frühen Stücke Puccinis mündet.
Puccini war Autodidakt auf dem Klavier; in seiner Jugend übte er sich hauptsächlich auf der Orgel. Seine frühen Klavierstücke wirken fast kindlich: Melodik und Harmonik sind schlicht, die Begleitung ist simpel, bisweilen geradezu primitiv. Unter den späteren Klavierstücken finden sich einige Perlen: So etwas ein polyfones, melodisch weit gespanntes Adagio in A-Dur, eine furiose Nummer namens Scossa elettrica (Stromschlag), ein umfangreicher wirkungsvoller Valzer in As-Dur, ein charmanter Piccolo valzer („Lento molto con ondulazione“), eine in zehnfachem pianissimo verklingende Barcarole namens Torre del Lago (an diesem Ort bei Lucca besaß Puccini ein Haus, in dem er viele Jahre bis zum Ende seines Lebens verbrachte) sowie das letzte, durch seine Kürze und Schlichtheit berührende, Calmo e molto lento überschriebene Stück.
Dem hohen Preis des Bandes entspricht eine überaus gediegene Ausstattung. In schwarzes Leinen gebunden, wirkt er angesichts des bescheidenen Umfangs von Puccinis Klaviermusik geradezu monumental. Neben den weiträumig gedruckten Notentexten enthält er (in italienischer, deutscher und englischer Sprache) ein Vorwort, das über die Stellung des Bandes im Rahmen der Puccini-Gesamtausgabe informiert, sowie eine von Virgilio Bernardoni, dem Präsidenten der Puccini-Gesamtausgabe, verfasste ausführliche Einleitung, die die Entstehungsgeschichte der einzelnen Werke, ihre Stellung in der Entwicklung von Puccinis Schaffen und ihre kompositorischen Besonderheiten beschreibt. Zudem bietet der Band fünf hervorragend reproduzierte und kommentierte Abbildungen von Manuskriptseiten einzelner Stücke, die Einblicke in Puccinis kompositorische Werkstatt und – beim Stück Torre del Lago – mit zwei Selbstkarikaturen auch eine Kostprobe seines Humors geben. Ein ausführlicher Kritischer Bericht dokumentiert detailliert die Quelle und die Edition jedes einzelnen Stücks.
Es bleibt zu wünschen, dass der hervorragend edierte Band eines Tages auch in einer kostengünstigeren Ausgabe erscheint.
Ulrich Mahlert