Bach, Johann Sebastian

Concertino a 5

Nach Instrumentalsätzen aus Weimarer Kirchenkantaten, für Altblockflöte, Oboe, Viola da braccio (Viola d’amore, Violine), Viola da gamba (Violoncello, Viola da braccio) und Basso continuo, bearb. von Klaus Hofmann

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Walhall, Magdeburg 2019
erschienen in: üben & musizieren 4/2019 , Seite 57

Bach-Bearbeitungen sind Legion: von ihm selbst und von Zeitgenossen, von Epigonen wie Schumann über Busoni bis zu Komponisten der Gegenwart. Die zeitlos schönen Werke wurden mannigfaltig Grundlage für vielerlei Arten der Sichtweise von Bachs quasi überzeitlicher Musik. Ganz aus dem Geist des Barocks heraus ist jetzt in der Edi­tion Walhall in der Reihe „Recorders Library“ ein Concertino a 5 nach Instrumentalsätzen aus Bachs Weimarer Kirchenkantaten erschienen.
Allein die Genese der effektvoll zusammengestellten drei Sätze mutet barock an, denn der Einleitungssatz der Kantate BWV 18 Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt hat im Original die ungewöhnliche Besetzung für vier Bratschen und Continuo (Orgel, Fagott, Violoncello und Violone). Bei einer Leipziger Wie­deraufführung 1724 hat Bach das Stück nicht nur in eine an­dere Tonart versetzt, sondern obendrein zwei Blockflöten oktavverstärkend an einigen Stellen hinzugefügt. Hier hat der Bearbeiter und Bachforscher Klaus Hofmann eine der beiden Altblockflöten durch eine Oboe ersetzt. Die beiden übrigen Violastimmen sind – angelehnt an die beiden in der Kantate BWV 152 Tritt auf die Glaubensbahn besetzten Viola d’amore und Viola da braccio – auch mit der Geige in der dritten bzw. Gambe oder Cello in der vierten Stimme spielbar.
Hieraus sich ergebende Veränderungen im sorgfältig edierten Notentext sind durch Strichelungen in den Stimmen gekennzeichnet. Überhaupt nimmt Hofmann in seinem ausführlichen Vorwort den Musiker mit auf die Reise in die Entwicklung dieser teilweise doppelten Bearbeitung.
Herausgekommen ist ein etwa zehnminütiges dreisätziges Concerto in g-Moll mit einer einleitenden Chaconne, deren Ritornelle den Streichern vorbehalten sind, sodass sich hier nahezu ­orchestrale Klangfarbenwechsel ergeben. Das kurze Adagio besticht durch die raffinierten Originalverzierungen Bachs, die quasi nebenbei als Lehrwerk für Verzierungstechnik im deutschen Barock dienen können. Abschließend steht ein munteres Allegro ma non presto mit virtuosen Passagen. Die fugierte Technik im Verbund mit der Virtuosität erfordert sicherlich von SchülerInnen nicht nur technisches Können, sondern eine gewisse musikalische Reife. Die Continuo-Stimme ist sauber und gut spielbar ausgesetzt. Die Einzelstimmenhefte liegen – je nach Besetzung – in mehreren Schlüsseln vor.
Marie-Theres Justus-Roth