Krawietz, Claudia

Continuospaß

Ein Begleitbuch zum Klavierunterricht

Rubrik: Noten
Verlag/Label: agenda, Münster 2022
erschienen in: üben & musizieren 5/2023 , Seite 62

In drei aufeinander aufbauenden Kapiteln gibt Claudia Krawietz eine Einführung in das Generalbass-Spiel für den Klavierunterricht. Ziel des ersten Kapitels ist ein grundlegendes Verständnis des Continuospiels anhand von einfachen akkordischen Generalbass-Aussetzungen. Als Übungsmaterial dienen sowohl barocke Originalstücke für ein Melodie­instrument mit Basso continuo als auch kurze zweistimmige Klavierstücke, die von der Autorin für die genannte Besetzung bearbeitet wurden. Letztere bieten eine willkommene Bereicherung des Repertoires an leichten Stücken zum Zusammenspiel. Hervorzuheben ist die gelungene Stückauswahl, die spontane Musizierfreude weckt und zugleich einen Eindruck von der Vielfalt barocker Musizierformen vermittelt.
Das zweite Kapitel stellt jeweils zwei Versionen eines Stücks einander gegenüber: einmal in einfacher Aussetzung und ein zweites Mal mit unterschiedlichen Verzierungen und Auszierungen. Alle Verzierungen werden durch Anmerkungen erläutert. Das Kapitel endet mit fünf Stücken, bei denen die ausgezierte Fassung vom Schüler oder der Schülerin selbst erstellt werden soll.
Kapitel 3 führt in das Spiel nach bezifferten Bässen ein. Nach einer Reihe grundlegender Übungen bringt es eine Auswahl an Stücken, die der oder die Lernende selbst schriftlich aussetzen soll. Auch hier sind alle Stücke zweimal enthalten, damit man zunächst eine akkordische Fassung erstellen und diese in einem zweiten Schritt auszieren kann.
Die editorische Qualität der Pub­likation muss allerdings leider als unterirdisch eingestuft werden. Um nur die wichtigsten Kritikpunkte zu nennen: Bei allen Stücken, in denen bezifferte Bässe selbst ausgesetzt werden sollen, sind die dafür vorgesehenen Notenzeilen nicht leer, sondern mit Pausenzeichen gefüllt. Offenbar wissen weder die Autorin noch der Verlag, wie man diese vom Notensatzprogramm automatisch eingefügten Pausen „unsichtbar“ formatieren kann.
Das Stimmenmaterial (Solostimme und Bass) ist fest in die Ringheftung des Lehrwerks eingebunden, was gar keinen Sinn ergibt, jedoch den Umfang des auf relativ starkem Papier gedruckten Bandes von 191 auf 256 Seiten anschwellen lässt. Wenn schon keine separat gehefteten Stimmen für die Musizierpartner vorgesehen sind – warum nicht einfach eine CD zum Ausdrucken der Stimmen?
Auf Blätterstellen wurde keinerlei Rücksicht genommen; zahlreiche zweiseitige Stücke beginnen auf einer rechten Seite. Und die umfangreichen Erklärtexte der Autorin sind sprachlich unbeholfen und oft unpräzise. Schade um ein überzeugendes pädagogisches Konzept!
Sigrid Naumann