Familienkonzert Das Dings?! / © Musikhochschule Münster – Marcelo Albuja

Falk, Annalouise

Das Dings?!

Ein Projektensemble aus Studierenden und Lehrenden an der Musikhochschule Münster plant ein Familienkonzert

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 3/2025 , Online-Beitrag 03

Das Dings?! landet im Konzertsaal. Es klingt laut, sanft, schräg und dann… verstummt es. Was ist Das Dings!? Wem gehört es? Was tut es? Können wir auch eins haben? 

Kinder- und Familienkonzerte spielen im Arbeitsalltag der Musikvermittlung eine zentrale Rolle. Für die Konzeption und Durchführung dieser Konzerte in kleinen Besetzungen arbeiten MusikvermittlerInnen eng mit den Klangkörpern der jeweiligen veranstaltenden Institution zusammen – oft unter ressourcenschonenden Bedingungen.
Tom Sander und Nadja Geppert, Masterstudierende im Fach Konzertvermittlung an der Musikhochschule Münster (Klasse Elementare Musik von Annalouise Falk), widmen sich im Wintersemester 2024/25 einer vergleichbaren Aufgabe: Das langjährig konzertierende Duo Deborah Rawlings (Klavier, Musikhochschule Münster) und Magdalena Łapaj-Jagow (Saxofon, Musikhochschule Münster) erweckt „Das Dings?!“ mit Kompositionen von Philippe Leroux (*1959), Yvan Markovitch (1929-2017) und Wijnand van Klaveren (*1975) zum Leben. Die Masterstudierenden gestalten diese spannende und wundersame Begegnung mit dem Unbekannten. Innerhalb von nur sechs Wochen stellen sie ein Familienkonzert mit den zwei professionellen Musikerinnen für das Mensch-Musik-Festival auf die Beine.
Dieses Ensembleprojekt bereitet die Studierenden direkt auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vor. Unter Zeitdruck werden sie als Allrounder in ihrer Organisations-, Kommunikations- und Gestaltungsfähigkeit gefordert. Für die Konzeption und Durchführung des Familienkonzerts arbeiten Deborah Rawlings, Magdalena Łapaj-Jagow und Annalouise Falk als Teamteaching-Trio im Seminar „Konzert und Szene“ mit den Studierenden eng und auf Augenhöhe zusammen. Durch festgelegte Rahmenbedingungen (Dialoggruppe, Konzertlänge, Titel, Repertoire, Ort und Kontext) erhalten die Studierenden ein klares Handlungsfeld mit Raum für kreative Entscheidungen.
Neben der gemischten Besetzung aus Lehrenden und Studierenden zeichnet sich das Ensemble besonders durch seinen Fokus auf zeitgenössische Kompositionen und den experimentellen Umgang mit diesem Programm aus. Das Skript entsteht nicht am Schreibtisch, sondern im gemeinsamen Musizieren, Bewegen, Hören und Beobachten. Vermitteln und Musizieren stehen nicht nebeneinander, sondern sind für alle Beteiligten eng im Einklang miteinander verflochten. Diese forschende Arbeitshaltung trifft den Puls der Zeit – Wettbewerbe, Festivals und Konzerthäuser suchen immer mehr nach innovativen Umgangsweisen mit klassischem Repertoire und ungewöhnlichen, partizipativen Programmgestaltungen. Eine neue Ensemblekultur hinterfragt starre Hierarchien, fördert neue Formen des gemeinsamen Arbeitens sowie die Auseinandersetzung mit künstlerischen Aushandlungsprozessen. Vermittlung wird dabei nicht als „Zusatz“ verstanden, sondern als eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, der sich MusikerInnen bewusst widmen.
Musikhochschulen bieten die idealen Rahmenbedingungen, um solche innovativen Ensembleprojekte zu initiieren. Lehrende setzen durch eigene Praxisprojekte Impulse und fördern ein Bewusstsein für die Bedeutung von Musikvermittlung. Der interdisziplinäre Austausch im Kollegium und der Studierendenschaft fördert ein tieferes Verständnis für verschiedene Expertisen und bildet die Grundlage für eine neue, partizipative Ensemblekultur.
Eine Grundhaltung der Offenheit und Dialogbereitschaft prägt das Projektensemble nicht nur im Umgang miteinander, sondern zeigt es auch im Kontakt mit dem Publikum. Ein besonders eindrücklicher Moment des Projekts legt dar, wie das Publikum aktiv einbezogen wird: Vergleichbar mit einem Improvisationstheater integriert das Ensemble auf Zuruf einzelne Ideen der Kinder in ihr szenisches Spiel. Weitere Vorschläge kann das Publikum kreativ auf Postkarten festhalten und per Post an die Musikhochschule senden. So entsteht eine nachhaltige Verbindung zwischen der Musik, den Zuhörenden und der fantasievollen Szenerie des Konzerts.
Im Projektverlauf hat sich die hochschulinterne Zusammenarbeit im Teamteaching als nachhaltig bereichernd erwiesen. Die Studierenden profitieren von den verschiedenen Perspektiven der Lehrenden und lernen, ihre musikvermittelnden Ideen gegenüber unterschiedlichen Adressaten zu kommunizieren. Letztlich sind diese positiven Erfahrungen der Zusammenarbeit Nährboden für Visionen zukünftigen Zusammenarbeitens im Konzertbetrieb zwischen Musik und Vermittlung.

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