Maier, Christiane

Das Feuer bewahren

Der Bundesverband Deutscher Privat­musikschulen möchte auch im Fortbildungsbereich Synergien nutzen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 28

In Firmen und Organisationen nehmen Fortbildungen einen großen Stellenwert ein. Es wird vielerorts von MitarbeiterInnen verlangt, dass sie sich in neue Themen, neue Arbeitsmethoden und auch in persönlichkeitsentwickelnde Weiterbildungen einbringen und neue Erfahrungen sammeln.

Wie häufig besuchen Sie Weiterbildungen? Welchen Stellenwert hat neuer Input für selbstständige MusikerInnen und DozentInnen? In Deutschland gibt es einen großen Markt an Fort- und Weiterbildungen. Einen sehr guten Überblick erhält man z. B. durch den Fortbildungskalender der neuen musikzeitung, der auch online einsehbar ist, sowie über das Portal des Musikinformationszent­rums www.miz.org, das eine Fülle von Angeboten bereithält.
Doch fortbildungswillige MusikpädagogInnen – gibt es die überhaupt? Und ob! Es gibt sehr viele, die sich gerne und regelmäßig weiterbilden. Ganz ohne Zwang, einfach aus der Erkenntnis heraus, dass es äußerst fruchtbar ist, seinen Horizont zu erweitern, sei es im instrumentalpädagogischen Bereich oder auf organisatorischem, steuerrechtlichem oder betriebswirtschaftlichem Gebiet. Nicht nur für selbstständige MusikpädagogInnen ist es unumgänglich, sich auf das Leben außerhalb der Musikhochschule vorzubereiten; auch für Lehrkräfte an öffentlichen, vereinsgebundenen oder privaten Musikschulen ist es von Vorteil, sich möglichst viel Wissen in Pädagogik und Management anzueignen.
Vielen MusikpädagogInnen ist diese Wissenserweiterung so wichtig, dass sie weder die Kosten noch das Nachholen versäumten Unterrichts scheuen. Denn nur, wer sich weiteres Fachwissen aneignet, hebt sich von den Mitbewerbern ab. Je schärfer und exponierter das eigene Profil ist, desto mehr punktet man als Fachkollege, z. B. beim Vorstellungsgespräch. Auch die Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn der Lehrer nach einer Fortbildung neue Ideen und frischen Wind in den Unterricht bringt.
Wie sehr auch beim Bundesverband Deutscher Privatmusikschulen e. V. (bdpm) Fortbildungsmaßnahmen begrüßt werden, zeigte der in diesem Jahr zum neunten Mal durchgeführte Bundeskongress deutlich: Die Impulsreferate, Workshops und Seminare während der Kongresstage waren häufig so an­regend, dass Mitgliedsschulen Interesse daran äußerten, einen Ganztagsworkshop bei einem der Referenten für ihr Team oder den jeweiligen Landesverband zu buchen.

Enges Netzwerk mit „Regionalspots“

Mittlerweile hat sich ein großes Netzwerk an ReferentInnen und interessierten Landesverbänden herausgebildet, die sich in ihrer Arbeit gegenseitig unterstützen. So bot z. B. der bdpm-Landesverband Rheinland-Pfalz im Jahr 2009 im Casino des Mainzer Schott-Verlags den Workshop „Der exzellente Kultur­betrieb“ mit Professor Armin Klein an: für die teilnehmenden MusikschulleiterInnen ein großer Impuls, die eigene Arbeit kritisch zu durchleuchten und sich neue Ziele zu setzen. 2010 stand ein Workshop zur Persönlichkeitsentwicklung von MusikschulleiterInnen auf dem Programm mit dem Thema: „Kommunikation mit öffentlichen Einrichtungen und Behörden“. Der Ruf nach Praxisbezug für Musikschullehrkräfte, die in Musik-AGs oder in den Musikunterricht an öffentlichen Schulen eingebunden sind, fand seinen Widerhall im Seminar von Andreas von Hoff: „Hilfe, ich stehe vor einer Schulklasse“.
Zu den Seminaren, die sowohl über die Landesverbände als auch den Bundesverband des bdpm kommuniziert werden, kommen aber nicht nur Leiter und Lehrkräfte von Mitgliedsschulen, sondern – informiert über die regionale Presse – immer häufiger auch verbandsfremde TeilnehmerInnen.
Etliche Landesverbände des bdpm haben inzwischen sogenannte „Regionalspots“ eingeführt. Dabei handelt es sich um eintägige Treffen von MusikschulleiterInnen und -lehrkräften, die sich im intensiven persönlichen Gespräch vernetzen und ihre Ideen und Innovationen gegenseitig kollegial austauschen. So fand beispielsweise 2009 in Bayreuth ein Regionalspot statt, bei dessen Eröffnungsvortrag Markus Becker, Vorstand des Landesverbands Bayern, über „Kooperation privater Musikinstitute mit Regelschulen“ referierte. In das Treffen wurden zwei weitere Vorträge integriert. Zum einen sprach Rechtsanwalt Christian Kuntze, Vorstandsmitglied des bdpm, über das Thema „Legales Kopieren von Noten mit und ohne Lizenzvertrag der Verwertungsgesellschaft Musikedition“, zum anderen stellte Stefan Köhl eine „Checkliste zur Neugründung oder Umstrukturierung privater Musikinstitute“ vor – hochaktuelle Themen, die allen Anwesenden neue Sichtweisen eröffneten.

Ressourcen optimal nutzen

Die Mitgliedsschulen im bdpm zeichnen sich durch eine hohe Fortbildungsbereitschaft der MusikschulleiterInnen und Lehrkräfte aus – mit dem Bestreben, Innovationskraft in die bdpm-Musikschullandschaft zu implementieren. Durch das enge Netzwerk der Musikschulen sowie die Flexibilität, Workshops der jeweils umliegenden – auch der entfernteren – Landesverbände zu besuchen, werden Ressourcen optimal genutzt.
Neue Wege geht dabei der Landesverband Hessen im bdpm. Eine enge Kooperation mit dem hessischen DTKV soll es ermöglichen, den jeweils anderen Verbandsmitgliedern die Teilnahme an deren Workshops und Semi­naren zu öffnen. Somit werden sich die im Deutschen Tonkünstlerverband beheimateten Lehrkräfte, die häufig auch an bdpm-Musikschulen unterrichten, und die LeiterInnen und Lehrkräfte von bdpm-Musikschulen bei diesen Workshops näher kennen lernen und Synergien nutzen können.
„Education is not the filling of a pail, but the lighting of a fire“ – das Zitat von William Butler Yeats gilt auch für die Fort- und Weiterbildung von Musikschullehrkräften uneingeschränkt: Fortbildungen dienen dazu, Wissen zu vertiefen, neue Wege kennen zu lernen und dadurch das Feuer für den eigenen Beruf und die eigene Berufung weiter anzufachen und zu intensivieren.

Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 3/2013.