Herfurth, Maik

Das Gitarrenbuch für Anfänger

ohne Noten, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Acoustic Music/FingerPrint, Osnabrück 2012
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 61

Man könnte es sich als Rezensent von Maik Herfurths Gitarrenbuch für Anfänger leicht machen. Mal über die unbeholfene Sprache lächeln, mal über die ständigen Ausrufezeichen (gelegentlich acht Mal pro Seite) und Emoticons weinen, mal erstaunt sein über Herfurths ganz eigene Pädagogik, die zwar oft erfrischend, auch kumpelhaft daherkommt, dann aber auch gelegentlich etwas belehrend wirkt. Auch Herfurths – vermutlich ungewollte – Selbstherrlichkeit ist nicht jedermanns Sache. Im Vorwort schreibt er beispielsweise stolz, er habe mittlerweile aus tausenden Menschen bessere Gitarristen gemacht. Hand aufs Herz: Wer sonst kann das schon von sich behaupten? Dennoch: Es lohnt sich ein zweiter tiefergehender Blick auf sein Buch.
Herfurth sollte sein Lehrbuch „E-Gitarrenbuch“ nennen, denn es geht immer nur um das Erlernen der E-Gitarre, nur Westerngitarre wird als Alternative geduldet, von klassischer Gitarre rät er grundsätzlich ab. Er geht von der Devise „Lernen auf Vorrat“ aus, stellt, bevor der erste Ton gespielt wird, erstmal alles Mögliche zur (E-)Gitarre heraus, benennt die Bestandteile, die verschiedenen Gitarrenmodelle, Gitarrengrößen, Haltung, Saitennamen, gibt eine Shoppingliste und erklärt das Stimmen. Auf Seite 42 geht’s dann (endlich) los: „Schluss mit Theorie“, endlich kommt der erste Akkord – A-Dur. Dann geht’s weiter, Anschlagtechniken folgen, nach und nach weitere Akkorde. Doch Vorsicht: Bei der Einführung des dm-Akkords auf Seite 59 ist im Bild D7 zu sehen.
Es schließen sich Barrée, Powerchords- und Slashakkorde an, Pentatonik-Skalen für erste Improvisationen treten hinzu und so weiter. Er empfiehlt regelmäßig Songs, die man sich selbst mit den gelernten Akkorden erarbeitet.
Dazwischen folgen viele gute Tipps (im Dunkeln üben, trocken üben usf.) sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen. Und das beste – aus Herfurths Sicht: alles ohne Noten, nur Akkorddiagramme und gelegentliche Tabs, das war’s. Ein Lexikon fürs Fachchinesisch, ohne das auch Herfurth nicht auskommt (hier ist sicher nicht jede Erklärung astrein und fachlich überzeugend), ein Quiz sowie Checklisten runden das Buch ab. Das passt alles ganz gut, die Schritte sind nachvollziehbar, nie zu groß, man spürt Herfurths Erfahrung.
Das Besondere an Maik Herfurths Gitarrenbuch aber ist die direkte, freundschaftliche Ansprache. Er ist stets authentisch, biedert sich nicht an. Er will motivieren und sorgt stets für passende Mutmacher. Und die stärkste Seite seines Gitarrenbuchs für Anfänger ist, dass er ein gutes Diskussionsforum im Internet bietet, in dem es schnell Antworten auf die Fragen rund ums Gitarrespielen gibt. Dann steht Herfurths Slogan doch eigentlich nichts mehr im Wege: „Lass deine Klampfe nicht länger in der Ecke verstauben! Fangen wir an!“
Uwe Sandvoß