Bönig, Ksenia

Das große Buch der Orgel

hg. vom Bund Deutscher Orgelbaumeister (BDO)

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: BDO, www.deutscher-orgelbau.de, 2011/2020
erschienen in: üben & musizieren 2/2021 , Seite 58

2021 ist das Jahr der Orgel, das haben die Landesmusikräte in Deutschland beschlossen. Zu diesem erfreulichen Anlass legt der Bund Deutscher Orgelbaumeister nun die dritte Auflage eines Bilderbuchs vor, das auch schon die Kleineren und Kleinsten mit der Königin der Instrumente vertraut machen soll – und deren Eltern gleichfalls unterhalten möchte: Das große Buch der Orgel.
Der Titel verspricht allerdings mehr, als der Inhalt halten kann, und ist insofern etwas irreführend. Erwarten würde man unter einer solchen Überschrift doch zumindest einen knapp gefassten Rundumschlag zum Thema Orgel: zu Orgeltypen, -schulen und -bauern, zu Einsatzmöglichkeiten, Klang und Repertoire. Geboten wird allerdings ausschließlich ein Überblick, wie eine Orgel funktioniert und gebaut wird – entsprechend den Interessen der Herausgeber. Mit keinem Wort wird beispielsweise erwähnt, welche Art von Musik auf Orgeln denn eigentlich so erklingt.
Aber gut: Auf jeden Fall kann man sich in diesem Buch auf 28 großformatigen Seiten ansehen, wie die Mechanik eines solchen Instruments angelegt ist und was in einer Orgelbauwerkstatt passiert. Die Zeichnungen der Illustratorin Ksenia Bönig sind dabei wirklich nett, mit witzigen Kleinigkeiten ausgeschmückt, schön bunt und sehr detailliert. Teilweise sind sie sehr klein, andere füllen eine Doppelseite und in der Mitte des Buchs kann man sogar noch zwei Seiten ausklappen, um eine Orgelbauwerkstatt in ganzer Breite zu betrachten (inklusive des am Schreibtisch schnarchenden Chefs…).
Bedauerlich ist allerdings, dass man nicht in einen professionellen Texter investiert hat, sondern sich hinsichtlich der Bildunterschriften und Texte offenbar ganz auf die Illustratorin verlassen hat. So lesen sich viele Abschnitte recht hölzern, es finden sich auf jeder Seite sprachliche Ungenauigkeiten, grammatikalische Fragwürdigkeiten bis hin zu Fehlern, die man gerade in einem Buch, das sich an Kinder richtet, nicht gerne sieht.
Einerseits bemüht sich die Autorin um eine einfache Sprache, andererseits werden Begriffe wie Wind oder Keilbalg nicht erklärt; das wirkt ein wenig schizophren. Viele der Texte werden gerade kleinere Kinder nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich ihrer Länge überfordern – während sie auf ältere Kinder wiederum sprachlich albern wirken. So dürfte sich der Band am ehesten für orgelaffine Eltern eignen, die ihren kleinen Kindern die Bilder zeigen und ihnen die inhaltlichen Zusammenhänge ohnehin in eigenen Worten erklären möchten.
Für die Kleinsten geeignet ist das Buch dank seines enorm dicken Papiers, das auch den wenig sanftmütigen Blätterversuchen eines Dreijährigen zumindest eine ganze Weile tapfer widerstehen dürfte!
Andrea Braun