Neges, Ferdinand (Hg.)

Das große DUX-KinderLiederBuch

für den Kindergarten und daheim

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2020
erschienen in: üben & musizieren 1/2021 , Seite 61

Mit dieser Veröffentlichung wird das Liedmaterial für den Kindergartenbereich inhaltlich und didaktisch erfreulich bereichert. Besonders sticht das Wissen des Herausgebers in Bezug auf die richtige Singlage der Kinder im Alter zwischen drei und sieben Jahren hervor – eine immer noch stark vernachlässigte Basis, um Kinder im Vorschulalter zu einem allmählich stabilisierten intonierten Singen zu führen. Da der Herausgeber selbst Gitarrist ist, kann er auch Hilfestellung leisten, was die Liedbegleitung betrifft, indem er für den Einsatz des Kapodasters plädiert. Auf diese Weise können durch einfachere Akkordgriffe die der kind­lichen Singlage entsprechenden Tonarten erreicht werden.
Viele Erzieherinnen setzen die Gitarre gerne zur Liedbegleitung ein, die Kinder werden hierdurch schneller zum Mitsingen animiert. Außerdem ist für die singleitende Person selbst auf diese Weise eine gute Stütze und mehr Sicherheit beim eigenen Singen gegeben. Vielleicht verlieren dann die Betreffenden auch die noch häufig verbreitet Angst vor dem (angeblich) zu hohen Singen. Es ist leider eine seit Jahren zu beklagenden Tatsache, dass in der Erzieherinnen-Ausbildung Stimmbildung sträflich vernachlässigt wird. Es geht also nicht um Kritik an den Ausübenden, sondern am nicht ausreichend auf ein zentrales Kompetenzfeld ausgerichteten Curriculum innerhalb der Ausbildung.
Ferdinand Neges weiß offenbar um diese Situation und hat deshalb sehr pragmatisch eine knapp gehaltene Anleitung zum Einsatz der Gitarre in Verbindung mit dem Umfang der Kinderstimme vorangestellt. Dass er dabei auch auf das Finden der richtigen Tonhöhe seitens der Lehrkraft Bezug nimmt, erweist ein weiteres Mal seinen realistischen Blick in die alltägliche Praxis des Kindergartens. Außerdem behält er eine wichtige Ins­tanz im Blick, die wesentlichen Anteil an Singlust und Nachhaltigkeit beim Singen der Kinder gewährleisten kann, nämlich die Eltern. Selbst singen und nicht die CD einlegen: Das scheint hier der Ansatz zu sein, dem man nur zustimmen kann.
Also haben wir hier ein echtes Liederbuch vor uns, das auch „daheim“ – wie es im Titel heißt – eingesetzt werden kann. Es soll ja auch durchaus Gitarre spielende Mütter und Väter geben. Was die Lieder selbst betrifft, so zeigt sich auch hier ein gutes Verständnis für die Auffassungsgabe der Kinder im Vorschulbereich, indem der Ambitus selten über den diatonischen Fünf-Ton-Raum hinausgeht. Die inhaltliche Auswahl ist auf den Lebensbereich jüngere Kinder bezogen und bietet in der Mischung aus „Klassikern“ und neu verfassten bzw. teilweise neu mit Texten unterlegten Liedern einen guten Kontrast.
Was die musikalische Faktur angeht, ist ein starkes Übergewicht gerader Taktarten zu konstatieren. Auch darf man dem Herausgeber Mut machen, Lieder in Moll und modalen melodischen Strukturen nicht zu vernachlässigen – vielleicht in einem weiteren Band?
Thomas Holland-Moritz