Schwinge, Ute
Das Krokodil am Nil
und andere Posaunensongs mit Play-alongs, mit CD
Kreatives und fantasievolles Unterrichtsmaterial für sehr junge PosaunenschülerInnen findet man selten. Ute Schwinge, die vor einigen Jahren mit Blockflötenliteratur (Sopranblockflöte lernen ist cool, Carus) auf sich aufmerksam machte, legt nun mit Das Krokodil am Nil 14 Kinderlieder für Posaune vor.
Alle Lieder haben selbst gedichtete Texte und erzählen Fragmente kleiner Geschichten, die im Verlauf des Hefts immer wieder aufgegriffen und fortgeführt werden. Ergänzt werden diese musikalischen Miniaturen mit Grafiken (in schwarz-weiß), sodass ein Notenheft mit Bilderbuchcharakter entstand.
Das Notenbild ist übersichtlich und erleichtert durch seinen Großdruck den Zugang zu den größtenteils eingängigen Melodien. Leider sind die Hinweise auf die Tracks der beigefügten CD so klein und teilweise unsauber gedruckt, dass ein Leseanfänger diese, wie auch die Stichnoten zum Intro der Play-alongs, kaum wird entziffern können.
Die ersten drei Stücke bewegen sich sehr simpel und didaktisch klug gesetzt in verschiedenen Quart- oder Quinttonrahmen, im weiteren Verlauf des Hefts geht es vom G bis hinauf zum d’. Rhythmisch verwendet Schwinge viele Kombinationen mit Vierteln, Halben und Ganzen, später gesellen sich punktierte Halbe und hin und wieder eine Viertelpause dazu. Für die letzten Songs sollten Achtelnoten, punktierte Viertel und Intervallsprünge bis zur Septime kein Hindernis darstellen.
Etwas sportlich hält es die Autorin mit den Vorzeichen, denn von vier B bis zu zwei Kreuzen ist alles dabei. Eine große Herausforderung für AnfängerInnen!
Die beiliegende CD klingt allerdings wie nebenbei am Küchentisch produziert: Schlecht ausgesteuerte Rhythmusinstrumente klopfen, klicken und ticken zum Synthesizer-Fagott und einigen weiteren beinahe nicht zu definierenden digitalen Instrumentensounds. Die Motivation durch eine solche Play-along-CD dürfte sich sehr in Grenzen halten und wirft die Frage auf, ob man bei dieser Ausgabe mit einer liebevoll gemachten Klavierbegleitung zu den zweifelsfrei netten Kinderliedern nicht besser beraten gewesen wäre. Denn auf diese Art wären die verschiedenen Modi und Stilistiken, die Schwinge für ihre teils im Orient, teils in der Tier- und Märchenwelt spielenden hübschen Geschichten erdacht hat, plakativer zum Ausdruck gekommen.
Leider fehlen in diesem Heft nicht nur die Seitenzahlen – auch Biografisches zu Ute Schwinge sucht man vergebens. Ebenfalls vermisst man ein Vorwort der Autorin sowie einen Hinweis auf den Künstler oder die Künstlerin, der oder die sich für das Titelbild unter anderem ein Blut weinendes, trauriges Krokodil mit violettem Halstuch ausgedacht hat. So bleibt Das Krokodil am Nil eine gute Idee mit stark verbesserungsbedürftiger Umsetzung!
Kristin Thielemann