Rebhahn, Maria (Hg.)

Das Musikschiff 2

Kreative Beiträge für Menschen von 0 bis 100, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Conbrio, Regensburg 2008
erschienen in: üben & musizieren 2/2009 , Seite 52

Maria Rebhahn (vormals Seeliger), bekannt durch ihr Grundlagenwerk Das Musikschiff – Kinder und Eltern erleben Musik, hat gemeinsam mit 29 MitarbeiterInnen Das Musikschiff 2 verfasst. 80 „kreative Beiträge“ (Lieder, Texte, Musikstücke) liefern Gestaltungsideen für die Elementare Musikpädagogik „von 0 bis 100“, das heißt für die Arbeit mit Schwangeren, Eltern-Kind- und Früherziehungsgruppen, mit Schulklassen, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren. Rebhahn selbst hat eine „Einstimmung“ sowie eine kompakte „Einführung zu grundlegenden Gedanken zur Elementaren Musikpädagogik“ vorangestellt, worin sie einerseits die Verbindung von Mensch und Musik/Tanz einfallsreich thematisiert und andererseits die Arbeit mit den verschiedenen Altersgruppen prägnant darstellt.
Das Buch ist gut gemeint, aber leider nicht annähernd so gut gelungen! ConBrio hat sich mit seinen Veröffentlichungen zur EMP in Deutschland einen Namen gemacht. Autoren wie Juliane Ribke, Michael Dartsch, Barbara Stiller, Barbara Metzger, Werner Beidinger, Werner Rizzi und auch Maria Seeliger waren eine Gewähr dafür, dass man als Leserin mit fachlich innovativen und informativen Beiträgen rechnen konnte. Und jetzt dieses Musikschiff 2! Mein Ärger über das Buch sei komprimiert in folgenden Anmerkungen:
Rebhahn hat es sich als Herausgeberin zu leicht gemacht. Das einheitliche Muster, das der Beschreibung der Beiträge zugrunde liegt, reicht nicht aus, um die Auswahl des Materials didaktisch zu begründen. Diese Begründung hat an Ort und Stelle zu erfolgen und kann nicht mit einem Hinweis auf andere Fachveröffentlichungen vernachlässigt werden.
Viele Lieder sind nicht auf ihre musikalische wie sprachliche Qualität hin überdacht worden. Schwachstellen sind u. a. holprige Rhythmisierungen, konstruierte Melodien, zu tiefe Lage oder fragwürdige Inhalte für die vorgeschlagene Zielgruppe. Was hat z. B. ein Piratenlied mit einem Vokabular, das weit über den Verständnishorizont von Klein- und Vorschulkindern hinausgeht, dort verloren, vor allem, wenn der Text auch noch ironisch gedacht ist!?
Bei diversen Beiträgen erscheint mir auch die Wahl des Adjektivs „kreativ“ fragwürdig. Viel zu oft geht es lediglich um das Mit- und Nachmachen. Ein weiteres Manko besteht im bewussten Verzicht auf Hinweise zur Durchführung der Impulse; es sind aber gerade die vielgestaltigen methodischen Wege, die die Elementare Musikpädagogik auszeichnen! So trudelt Das Musikschiff 2 als Materialtransporter mit Schlagseite durch das Meer ungenützter Möglichkeiten…
Für wen ist die Sammlung eigentlich gedacht? Zwar informativ für die Ausbildung von Studierenden in Elementarer Musikpädagogik, bleibt zu bezweifeln, ob es darüber hinaus ein so großes Klientel gibt, welches mit Menschen über die Lebensspanne tätig ist. Und selbst wenn jemand in mehreren Bereichen arbeitet, findet er dann doch für seine Gruppen nur wieder einige wenige passende Impulse.
Die sprachlich-trockene Sperrigkeit und Umständlichkeit der Beschreibung bei vielen Beiträgen erhöht nicht gerade die Motivation, sich mit den Impulsen auseinanderzusetzen. Einige Kompositionen und Lieder stechen allerdings hervor und haben die Kraft, unmittelbar anzusprechen. Aber das rettet das Buch auch nicht mehr, es wirkt im Großen und Ganzen unfertig. In seiner jetzt dargebotenen Form ist es ein Sammelsurium, dem erst eine überzeugende Form gegeben werden müsste. Die einzelnen Beiträge mögen in der Arbeit mit der eigenen Gruppe der AutorInnen Sinn und Spaß gemacht haben, aber haben sie alle tatsächlich einen diese Unterrichtsstunde überdauernden Wert? Mitnichten!
Manuela Widmer