Das Spiel mit dem Rhythmus
10 Stücke für Gitarre, hg. von Nikola Liederhaus, mit Audio online
Zehn rhythmische Abenteuer bietet eine Neuerscheinung aus dem Hause Bärenreiter Praha. Die elf Komponistinnen und Komponisten kommen aus der Tschechischen Republik, aus Polen und Deutschland und wollen auf sehr vielfältige Art und jeder auf andere Weise das rhythmische Gefühl der InterpretInnen entwickeln. Zielgruppe sind angehende Gitarristinnen und Gitarristen etwa ab der Mittelstufe. Die Sammlung ist in Zusammenarbeit mit dem Festival „Prague Guitar Forum“ entstanden.
Toffi the Havanese ist das erste Werk überschrieben. Stefan Schmidt ließ sich in dieser kleinen, unkomplizierten und gut überschaubaren Komposition von seinem Hund, dem „lovely dog“ Toffi, inspirieren. Sie ist von absteigenden Basslinien geprägt, klingende Akkordzerlegungen stehen im Kontrast zu Staccato-Einzeltönen. Toffi the Havanese ist ein guter Start in die Sammlung und stellt den Interpreten oder die Interpretin weder vor rhythmische noch vor größere spieltechnische Hürden.
Bluesig mit punktierten Rhythmen, gewürzt mit perkussiven Elementen kommt die Komposition der polnischen Gitarristin und Pädagogin Tatiana Stachak daher, Tomas Ille arbeitet in seinen Grüßen von der Copacabana mit lateinamerikanischen Elementen, synkopierten Rhythmen und kontrastierenden Triolen und Duolen. Das jazzige Always Keep Grooving aus der Feder der deutschen Gitarrenpädagogin Katja Wolf ist rhythmisch richtig knifflig, ein Fingersatzfehler in Takt 21 stört nicht weiter.
Rhythmisch nicht weniger knifflig pendelt Frantisek Lukas’ Komposition Vanek, wie von einer Brise (so die Übersetzung des Titels) hin und her geworfen, zwischen 12/8-, 3/2- und anderen Takten. Eher nostalgische Erinnerungen an die Kindheit will Milos Orson Stedron mit seiner Komposition Infancia hervorrufen, in der er ein hübsches, springendes und immer wiederkehrendes Motiv verarbeitet.
Besonders spannend für SpielerInnen und HörerInnen dürfte Pavel Steidls Komposition Jde-me-na-to (auf Deutsch: „Und-los-geht-es“) sein, mit der das Heft seinen Abschluss findet. Steidl, namhafter tschechischer Gitarrist und Gitarrenpädagoge, stellt, getreu dem Hefttitel Das Spiel mit dem Rhythmus, bei sich meist wiederholenden Tonleiterabstiegen in der Basslinie Zweier- gegen Dreierzählzeiten. Die Sprechstimme des Interpreten wird tonsilbenähnlich eingesetzt: „Ta-ki-de-me Ta-ki-di“ heißt es zu Beginn, „Jetzt noch einmal“ vor der Wiederholung und „Nun ist vorbei – so“ zum Ende dieser kurzweiligen Komposition.
Besonders der Abwechslungsreichtum, die sehr unterschiedlichen Herangehensweisen der KomponistInnen an das Thema Rhythmus, mal jazzig, mal stimmungsvoll, mal geprägt von ständigen Taktwechseln, überzeugen. Zudem ist der Druck gut, die hübschen Bilder von Lenka Puzmanova komplettieren das Ganze zu einer empfehlenswerten Neuerscheinung.
Uwe Sandvoß