Treiber-Held, Stephanie
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Bedingen „schwierige Schüler“ und „schwierige Eltern“ einander?
Welchen Anteil haben die Eltern, wenn PädagogInnen durch die Verhaltensweise bestimmter Schülerinnen und Schüler in Bedrängnis geraten? Genetische und biografische Hintergründe, Resonanz-, Bindungs- und Beziehungserfahrungen sind für die Entwicklung unseres Verhaltens verantwortlich. Doch wie erleben Lehrkräfte den Umgang mit auffälligen SchülerInnen und deren Eltern? Und wie könnten Musikschulen künftig auf veränderte Bedürfnisse reagieren?
Wenn man PädagogInnen fragt, ob sie auch „schwierige Schüler“ unterrichten, erhält man je nach Persönlichkeit, Haltung und Einschätzung des Befragten, der unterrichteten Disziplin, der jeweiligen Institution und vor allem je nach Einzugsbereich der Lehranstalt die unterschiedlichsten Antworten, die von „unbedingt“ bis „kommt bei mir nicht vor“ reichen. Was versteht man im Allgemeinen und im Speziellen – eingegrenzt auf Musikschulen und den dort stattfindenden Unterricht – unter „schwierig“? Sind SchülerInnen deshalb „schwierig“, weil sie Schwierigkeiten machen oder Schwierigkeiten haben? Ist damit das „schwierige Verhalten“ eines Kindes gemeint oder vielmehr seine persönliche „Schwierigkeit“, die bedingt ist durch sein körperliches, geistiges oder seelisches Anderssein?
Ist es diejenige Schülerin, die wöchentlich „ungeübt“ im Unterricht erscheint, oder der Junge, der nicht in der Lage zu sein scheint, die an ihn gestellten Anforderungen umzusetzen? Als Ursache hierfür wird dabei häufig die so genannte Aufmerksamkeitshyperaktivitätsstörung (ADHS) genannt. Dieses inzwischen verbreitete Krankheitsbild hindert Menschen daran, sich zu konzentrieren, still zu sitzen, Aufgaben zu beenden, soziale Regeln anzuerkennen und zu befolgen und geht sehr häufig einher mit Lernstörungen, motorischer Ungeschicklichkeit, Distanzlosigkeit und Fehleinschätzung gefährlicher Situationen.1 Laut Bundesärztekammer wurde diese Störung im Jahr 2005 bei ca. drei bis fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen diagnostiziert. Der Barmer GEK Arztreport 2013 gibt für das Jahr 2011 bei Personen im Alter bis 19 Jahren eine Diagnoserate von 4,14 Prozent an.2
1 www.icd-code.de/icd/code/F90.1.html (Stand: 27.3.2014).
2 www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his= 0.7.47.3161.3162 (Stand: 27.3.2014); www.presse.barmer-gek.de > Infothek > Studien und Reports > Arztreport > Arztreport 2013 (sStand: 9.4.2014).
Lesen Sie weiter in Ausgabe 3/2014.