Der beste Sänger der Welt

Viele Kinder verspüren einen besonderen Reiz, wenn sie auf der Bühne stehen und etwas vortragen dürfen. Doch es gibt auch immer wieder Kinder, denen in dieser Situation unbehaglich zu Mute ist und die Lampenfieber verspüren. Wie schön, dass wir MusikpädagogInnen jetzt mit einem Kinderbuch aus dem Moritz-Verlag bedacht worden sind, das sich dieser Thematik annimmt. Es erzählt die Geschichte eines Grundschülers, der beim Frühlingsfest seiner Schulklasse zum allerersten Mal auf der Bühne stehen soll und sich dabei alles andere als wohlfühlt.
Der beste Sänger der Welt, geschrieben von Ulf Nilsson und illustriert von der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten schwedischen Kinderbuchillustratorin Eva Eriksson, findet einen einfühlsamen und zugleich lustigen Zugang zu diesem Thema: Der etwa sechsjährige Protagonist ist ein leidenschaftlicher Sänger und trällert am Küchentisch für seine Familie – ganz besonders gerne selbst gedichtete Witztexte für seinen kleinen Bruder, der sich königlich darüber amüsiert. Beim Frühlingsfest bleibt für ihn leider nur noch das Maulwurfskostüm übrig und weil die Lehrerin spürt, dass ihm ein großer Auftritt vor Publikum unangenehm sein könnte, bekommt er eine Statistenrolle, in der er lediglich am Ende der Vorführung aus seinem Maulwurfshügel steigen muss und den Schlusssatz zu sagen hat: „Das war das kleine Liedchen und jetzt ist es vorbei“.
Schon bei der Generalprobe steht der kleine Maulwurf schüchtern vor den großen Scheinwerfern und fühlt sich unendlich einsam. In der Nacht vor der Aufführung träumt er schlecht und verkriecht sich ins Elternbett, wo ihn Versagensängste plagen. Während der Aufführung sitzt er unglücklich auf der Bühne und grübelt so lange verzweifelt über seinen Text, bis er merkt, dass er dringend zur Toilette muss. Er verschwindet schnell und (fast) unbemerkt von der Bühne. Mit düsteren Gedanken entscheidet er sich, nicht mehr zur Aufführung zurückzukehren, um seinen Text aufzusagen, sondern sich bis zum Ende der Veranstaltung zwischen den Jacken und Mänteln der Besucher zu verstecken. Doch da kommt sein kleiner Bruder den Flur entlang gelaufen, der nach dem besten Sänger der Welt sucht – seinem Bruder!
Wie es dann zu einem unglaublich lustigen Happy End kommt und welchen Text der gar nicht mehr ängstliche Junge auf der Bühne spricht, möchte ich nicht verraten, denn ich bin überzeugt, dass Sie dieses zauberhafte Buch am Ende sehr überraschen wird.
Das Duo Nilsson/Eriksson hat mit Der beste Sänger der Welt nach seinen Erfolgen Als Oma seltsam wurde und Die besten Beerdigungen der Welt wieder ein Buch mit einem wichtigen, aber für Kinderbücher ungewöhnlichen Thema vorgelegt, das es nicht nur in viele Kinderzimmer, sondern auch in die Arbeitszimmer von MusikpädagogInnen schaffen wird.
Kristin Thielemann