Koppitz, Holger
Der Schlagzeuger im Blasorchester
Schlagzeuger-Praxis und Anregungen zur Instrumentalausbildung
Musikvereine und -kapellen, sinfonische Blasorchester, böhmisch-mährische Blaskapellen, Brassbands, Spielmannszüge und Posaunenchöre – in nahezu allen Dörfern und Gemeinden existieren Blasorchester, die mit ihren musikalischen Traditionen unverzichtbare Bestandteile der lokalen Kultur sind. Sie begleiten Fronleichnamsprozessionen und spielen auf Schützenfesten, gestalten aber auch ambitionierte Jahreskonzerte und widmen sich – meist in Auswahlorchestern – den großen Kompositionen ihres Genres.
Fest integrierter Bestandteil dieser sinfonischen Blasmusik sind die SchlagzeugerInnen, auch wenn ihr Metier in aller Regel nicht in den Namen der Ensembles erscheint. Und genau hier liegt offensichtlich ein Problem der Blasmusikensembles, denn es gibt Nachwuchsschwierigkeiten im perkussiven Bereich. Ein Drummer ist noch leicht gefunden, aber wer spielt die mitunter sehr anspruchsvollen Partien der anderen Schlaginstrumente? Wo sind die Pauker, Vibrafonistinnen und Handtrommelspieler, die für richtige Klangfarben und starken Rhythmus sorgen?
Genau hier setzt das Büchlein von Holger Koppitz an, der für und um Schlagzeuger im Blasorchester wirbt. Dafür analysiert der Autor zuerst die prekäre Lage, bevor er im Weiteren auf die pädagogische Situation in den Blasmusikvereinen oder Musikschulen eingeht. Offensichtlich ist diese noch oft von Amateuren als Lehrkräften geprägt, denn Koppitz hält es für nötig, einen beispielhaften Unterrichtsentwurf für eine Schlagzeugstunde mit in sein Buch aufzunehmen.
Leider bleibt unklar, an wen genau sich Koppitz mit seinem Buch wendet. Die Aufnahme von Übetipps und Literaturlisten deutet auf junge Blasorchester-SchlagzeugerInnen als Zielgruppe hin, bestimmte organisatorische Hinweise richten sich aber offensichtlich an die im Feld der Blasmusik verantwortlich agierenden Funktionäre.
Ein kleines Buch wie Der Schlagzeuger im Blasorchester kann das Thema nur anreißen, dafür sei ihm gedankt. Eine dauerhaft wirksame Problemlösung muss aber von vielen Seiten angegangen werden: Die Landesmusikräte, Laienmusikverbände und Ausbildungsinstitute müssen ihre durchaus vorhandenen Aktivitäten weiter intensivieren!
Hilfreich können aber auch Kleinigkeiten sein. Warum nicht in einzelnen Fällen mal über die Namen und Bezeichnungen der Ensembles nachdenken? Wenn ich mich als Schlagzeugerin oder Schlagzeuger im Ensemblenamen wiederfinde, erhält meine Tätigkeit einen anderen Wert – und das befördert das Engagement. Die schottischen Pfeifer-Ensembles heißen ja auch Pipes and Drums, viele englische Bläserensembles firmieren unter Brass and Drums.
Stephan Froleyks