Stahl, Michael

Der Wurm im Turm

22 pfiffige Stücke für Klavier vierhändig, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2014
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 59

Der Autor des vorliegenden Bandes, Inhaber einer eigenen Musikschule, ist neben seiner pädagogischen Arbeit vorzugsweise im Bereich von Rock/Pop und Jazz tätig. Diese Einflüsse sind in den kleinen vierhändigen Stücken unübersehbar. Während sich der Primo-Part in allen Stücken fast ausschließlich auf den Tonraum von f’ bis g erstreckt (notiert allerdings von f-g’ im Violin- und Bass-Schlüssel mit Oktavierungszeichen), bringt der Secondo-Part akkordische Begleitungen, die mit Akzenten, Synkopen u. Ä. angereichert sind. Der Notentext enthält auch die entsprechenden Akkordsymbole, sodass es denkbar wäre, eigene kleine Improvisationen über diese Harmonien zu entwickeln. Das könnte auch eine Aufgabe für etwas fortgeschrittenere SchülerInnen sein.
Der obere Part ist für SchülerInnen aus der Unterstufe geeignet. Teilweise werden die Melodien mit abwechselnden Händen gespielt, teilweise gibt es sehr einfache Begleitstimmen innerhalb des Primo-Parts. Einfache rhythmische Muster bis maximal zu Achtelbewegungen, einfache Takt- und Tonarten (unter Einbeziehung von einigen Kirchentonarten) und die Einschränkung auf den erwähnten Tonraum, wodurch Fingersätze überflüssig werden – all das macht die Stücke leicht fasslich. Auch für das Blattspiel könnten sie benutzt werden.
Die Parts sind jeweils auf gegenüberliegenden Seiten notiert, die Zeileneinteilung stimmt aber in allen Stücken überein. Wenn auch im Vierhändigspiel prinzipiell die Partiturnotation zu bevorzugen ist, so kann man sowohl wegen der musikalischen Struktur als auch für leichtere Lesbarkeit hier diese Notation akzeptieren. Das Notenbild ist aber auch auf Grund der Größenverhältnisse sehr übersichtlich. Über jedem Stück gibt es kleine Illustrationen, die in charmanter Weise auf den Titel Bezug nehmen. Da auf den Seiten nicht viel Platz dafür war, wirken sie auch nicht aufdringlich.
Die beigelegte CD enthält die vierhändige Version der Stücke und jeweils die einzelnen Parts auch in langsamerem Tempo für das häusliche Üben. Beim Anhören der kompletten Sammlung wird deutlich, dass der Klaviersatz insgesamt etwas einförmig ist. Den einzelnen Schüler wird das vermutlich nicht stören, da er sicher nicht alle Stücke hintereinander spielen wird. Anders ausgedrückt: Der Secondo-Spieler müsste mit seiner rechten Hand trotz aller Akzente und Akkorde so durchsichtig bleiben, dass er dem Primo-Spieler genügend Raum zur klanglichen Entfaltung gibt.
Das geschieht in der Aufnahme nicht ausreichend. Der dadurch entstehende massige Klang (verstärkt an einigen Stellen durch viel Pedal) verhindert eine stärkere Differenzierung zwischen den Stücken, was schade ist und den Stücken viel von ihrer „Pfiffigkeit“ nimmt. Auch wenn die Kinder in diesem Stadium noch nicht so viele Ausdrucksmittel beherrschen, könnte und sollte mit der CD ein gutes Vorbild gegeben werden.
Linde Großmann