Mikolai, Burkhard / Tina Birgitta Lauffer / Stefan Hypius

Die bunte ­Gitarrenschule

nach dem Guitar Colour System von Burkhard Mikolai, Band 1 und 2, jeweils mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Acoustic Music/FingerPrint, Osnabrück 2012
erschienen in: üben & musizieren 4/2012 , Seite 59

Obwohl die Effizienz multimodaler Lernstrategien im Unterricht bekannt ist, haben sich farbige Notenschriften im Anfängerunterricht bislang nicht durchsetzen können. Burkhard Mikolai ordnet in seiner Gitarrenschule nicht einzelnen Tönen, sondern den einzelnen Saiten der Gitarre separate Farben zu, von gelb über grün, rot, blau und braun zu schwarz.
Damit folgt er allgemein gültigen Wahrnehmungsprinzipien, wonach hohe Töne hellen Farben sowie tiefe Töne dunklen Farben entsprechen. Übersichtlich ist die Aufteilung von zumeist einem Stück pro Heftseite in großer Notenschrift. Am Ende des zweiten Hefts soll der Schüler einstimmige Melodien in der ersten Lage sowie Liedbegleitung mit 3-Saiten-Akkorden spielen können.
So hilfreich die Idee einer farbigen Notenschrift ist, so chaotisch ist der Aufbau der beiden Hefte. Erklärungen zu neuen Inhalten, seien es Töne, Akkorde, Vorzeichen oder Pausenzeichen gibt es nicht. Es folgt ein Stück auf das andere, die Lehrkraft muss erkennen, welche neuen Inhalte verlangt werden und diese dem Schüler oder der Schülerin erklären.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Notenmaterial dabei nicht sukzessiv erweitert wird. Vier neue Basstöne, die ohnehin schwer zu lesen sind, werden relativ früh in einem Stück gleichzeitig eingeführt (Heft 1, Seite 34), erscheinen aber danach erst wieder vereinzelt im zweiten Band und konzentriert samt weiterer Basstöne in nur einem Stück (Heft 2, Seite 39), um dann wieder in Vergessenheit zu geraten. So lernt das kein Schüler.
Bei den Akkorden erscheint nur bei dem ersten, dem Em, ein Griffbild. Alle weiteren werden nur benannt, eine Übersicht findet sich erst auf Seite 44. Warum nicht direkt beim ersten Erscheinen? Das Begleiten mit Bässen, verdeutlicht durch bunte Kugeln, ist eine gute Idee, erscheint aber nur zweimal im ersten Heft und danach erst wieder in der Mitte des zweiten Hefts. Auch die Progression des Schwierigkeitsgrades ist uneinheitlich: Schon das vierte Lied mit Begleitung weist vier verschiedene Akkorde in ständigem Wechsel auf. Im zweiten Band werden diese Akkorde kaum erweitert. Am Ende erscheint eine Übersicht, in der aber Akkorde enthalten sind, die im Heft gar nicht (C7, H7) oder nur einmal (A7, Seite 15) geübt wurden. Dafür fehlt der Gsus4, der aber auf Seite 34 verlangt wird.
Ein separater Button zeigt eine Lehrerstimme an, die aber in beiden Bänden nur ein einziges Mal vorkommt (Heft 1, Seite 17). Fingersätze für die linke Hand erscheinen mal vor und mal in den Notenköpfen. Die Farben blau und braun sowie gelb und grün sind stellenweise schwer auseinander zu halten, da die Darstellung der Farben variiert. Es ist kaum vorstellbar, dass das Lektorat diese zahlreichen Mängel einer an sich guten Idee hat durchgehen lassen.
Jörg Jewanski