Baechi, Christine

Die clevere Klarinette

Lern- und Spielbuch für ­Klarinette, mit CD und ­Klavierbegleitung

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Zimmermann, Frankfurt am Main 2008
erschienen in: üben & musizieren 6/2009 , Seite 62

Die Autorin dieser neuen Klarinettenschule für den Anfangsunterricht ab ca. acht Jahren ist Schweizerin und unterrichtet an der Jugendmusikschule in Zürich. So finden sich in der Auswahl der Musizierstücke zwar vor allem bekannte deutsch- und englischsprachige Kinder- und Volkslieder, aber auch Lieder aus der Deutschschweiz. Da in der Schweiz das Böhm-System weit verbreitet ist, werden in der Schule die Griffarten sowohl für das deutsche System als auch das Böhm-System in verschiedenen Farben angegeben und gleichwertig berücksichtigt.
Dies sind kleine Besonderheiten, welche “Die clevere Klarinette” von anderen aktuellen Schulen unterscheidet. Ansonsten legt Baechi methodisch kein besonderes Konzept vor. Die Schule geht zunächst sehr langsam vor und erarbeitet vom e’ ausgehend auf den ersten 50 Seiten den Tonraum zwischen c’ und a’. Erst dann werden die tieferen Töne und damit die rechte Hand als Greifhand eingesetzt. Die Einführung der neuen Töne mit der Erweiterung um die Chromatik geht dann zügiger voran, sodass am Ende der Schule der tiefste Ton erreicht wird und der Tonraum von e bis b’ erschlossen ist. Als Hilfe zum Erlernen des Rhythmus hat sich in der Methodik die Verwendung einer Rhythmussprache bewährt. Baechi greift diese auf, nennt sie aber fälschlicherweise „Taktsprache“. Ihre ausgewählten Rhythmussilben sind darüber hinaus nicht überzeugend.
Nach jedem der sieben Kapitel, deren Einteilung sich allerdings nicht erschließt, kann sich der Schüler in einem kleinen Quiz testen. Leider erfährt er von drei sehr kurz vorgestellten Komponisten nicht das, was ihn neugierig machen könnte: Zu Brahms wird nur mitgeteilt, dass er „viele Stücke für Klarinette“ schrieb und selbst bei Mozart gibt es keine genaueren Informationen.
Die Ausstattung der Schule mit Bildmaterial ist sehr ansprechend, altersgerecht und im Umfang angemessen. Die Schule ist primär am Einzelunterricht orientiert, da z. B. die zweiten Stimmen der eingestreuten Duos wegen des Tonumfangs nur von der Lehrkraft gespielt werden können. Für das gemeinsame Musizieren liegt ein Heft mit einfach gehaltener Klavierbegleitung zu 18 Liedern bei, darunter sind sechs Weihnachtslieder, die zum häuslichen Vorspiel mit musizierenden Eltern oder Geschwistern ermuntern.
Motivierend soll sich die zum Lernbuch gehörige Begleit-CD mit 57 Tracks, die sich in eine Komplettversion und ein entsprechendes Playback der Übungsstücke aufteilen, auswirken. Doch bei allem Bemühen, den jungen Klarinettisten eine abwechslungsreiche, bis auf die Klarinette nur mit Computerklängen erzeugte Instrumentalbegleitung zu bieten, muss die Frage erlaubt sein, ob diese von Tobias Frey und Wolfgang Drechsler erstellten Sounds pädagogischen Ansprüchen genügen. Sollen die Schüler ihre Weihnachtslieder wirklich zu einem Playback spielen, das kaum anders klingt als die in allen Warenhäusern zum Konsum animierenden Endlosschleifen? Muss ein höfischer Tanz aus dem 16. Jahrhundert im U-Musik-Gewand daherkommen? Wäre es nicht möglich gewesen, das eine oder andere Lied mit einer interessanten Klavierbegleitung oder einem Klarinettenquartett zu begleiten? So würde man einer einseitigen Geschmacksbildung, wie sie von dieser CD ausgeht, entgegenwirken. Abgesehen davon kann das erste Unterrichtsjahr mit “Die clevere Klarinette” motivierend und abwechslungsreich verlaufen. Klavierbegleitheft und CD sind auch für C-Klarinette erhältlich.
Heribert Haase