Spiekermann, Reinhild

Die eigene Webseite

Ein professioneller Internetauftritt ist für erfolgreiches Marketing unverzichtbar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 3/2014 , musikschule )) DIREKT, Seite 06

Im vierten Teil unserer Serie zur Selbstständigkeit von Instrumentallehrkräften geht es um Marketing, im Besonderen um die Erstellung einer eigenen Website.

Wer sich selbstständig machen will, muss in der Lage sein, sich und sein Angebot professionell zu vermarkten. Auch wenn sich Marketingstrategien im Internetzeit­alter gravierend verändert haben und sich dieser Beitrag deshalb in erster Linie mit der Gestaltung eines eigenen Internetauftritts beschäftigen soll, gilt insbesondere im ländlichen und kleinstädtischen Bereich noch stark das Prinzip der Mundpropaganda. Vor allem wenn es um Unterricht für Kinder geht, kann man davon ausgehen, dass Eltern sehr gut vernetzt sind und sich intensiv über ihre Erfahrungen mit Lehrkräften austauschen. Sehr schnell entsteht ein Image mit hoher Dynamik, in positiver wie negativer Richtung.
Doch auch wenn sich das individuelle Unterrichtsangebot „von allein“ zum Selbstläufer entwickeln sollte, bleibt eine eigene Website unverzichtbar. Allerdings erfordert deren Gestaltung größten Planungseinsatz, muss man hier doch Rechenschaft ablegen über sein Produktprofil: In welcher Gewichtung zueinander stehen Unterrichten, Konzertieren, Produzieren, Forschen? Welche Informationen über mein Unterrichten möchte ich im Netz veröffentlicht sehen? An welche Zielgruppe wende ich mich? Gibt es besondere Dienstleistungen oder Services? Habe ich Kooperationspartner?
Der Weg zur eigenen Website unterliegt einer Zweiteilung. Auf der einen Seite steht das Inhaltliche (Content): Produktprofil, „Philosophie“, Angebotsstruktur, Preisgefüge etc. Auf der anderen Seite geht es um die Wirkung nach außen, um die Qualität einer Website hinsichtlich Design, Ausführung, Navigation bis hin zur Suchmaschinenoptimierung (SEO: Search Engine Optimization). Für das erste bin ich selbst verantwortlich, den zweiten Bereich sollten wir Profis überlassen, wenngleich das zunächst Geld kostet! Wer aber einmal das Netz durchforstet hat nach Websites von InstrumentallehrerInnen, wird bestätigen, dass viele der „selbstgestrickten“ Webauftritte von höchst zweifelhafter Qualität sind und sich die Investition in eine professionelle Aufmachung lohnt!

Menü-Struktur

Was muss ich tun? Zunächst eine Struktur der Menüpunkte entwerfen. Das höchste Gebot ist hierbei Transparenz, in der Sprache der Webdesigner: „Keep it simple and stupid!“ (KISS). Diejenigen, die durch Unterrichten und Konzertieren ihr Geld verdienen, müssen eine Entscheidung fällen bezüglich der Reihenfolge. Eine gute und künstlerisch ansprechende Lösung fand z. B. Gudula Rosa (www.gudularosa.de), die mit großer Leidenschaft beide Berufszweige kombiniert. Ihre Menüpunkte lauten: Home – Termine – Biographie – Lehre – Musik – Presse – Kontakt. Ein anderes Beispiel ist die Internetseite von Kerstin Jaunich (www.musikimalter.de), deren Menüpunkte ganz anders lauten: Home – Demenz – Unterricht – Noten – Finanzierung – Über mich – Kontakt. Auf beiden Web­sites gelingt die Orientierung sofort, der Nutzer erhält ohne Umschweife wesent­liche Informationen.
Etwas umfangreicher sieht eine Menüleiste im Falle einer eigenen Musikschule aus. Die im zweiten Teil dieser Artikelserie in musikschule )) DIREKT 1/2014 bereits vorgestellte Musikschule Saltarello (www.saltarello-musikschule.de) benötigt neun Menüpunkte: Home – „Salto Musicale“ – „Saltarellis“ – Blockflötenunterricht – Aktuelles – Team – Kontakt – Preise & Anmeldung – Links. Sehr nutzerfreundlich ist, dass die Eltern potenzieller Schüler unter „Preise & Anmeldung“ sofort erfahren, wie hoch die monatlichen Gebühren für einzelne Bildungsangebote sind. Als PDF-Datei angehängt, sind die Informationen unkompliziert herunterzuladen, die Inhabe­rin der Musikschule kann ihrerseits ohne großen Aufwand eventuelle Änderungen einpflegen.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwieweit die Möglichkeiten der Social Media bereits mit eingebaut werden sollen. Interessant ist diesbezüglich die Version von Sandra Labsch (www.klavierunterricht-mannheim.de), die in ihrer Menüleiste direkt eine Verlinkung zu ihrem Blog anbietet (www.mein-klavierunterricht-blog.de). Dieser Blog ist sehr gut gepflegt, eine wahre Fundgrube für Klavierlehrende hinsichtlich Neuerscheinungen, Raritäten, Zubehör etc. – in vielen Punkten ist er auch interessant für Lernende. Aber Vorsicht: Wenn man so etwas startet, sollte man sich vorher überlegen, ob Zeit und Motivation ausreichen, den Blog regelmäßig zu pflegen und „gedeihen“ zu lassen.
Steht die vorläufige Grundstruktur meiner Website, geht es darum, Unterpunkte zu definieren. Im Beispiel von Sandra Labsch finden wir unter „mein Unterricht“ dann folgende Unterteilung: Klavier spielen lernen – Unterricht mit Kindern – Unterricht mit Erwachsenen. Diese untergeordneten Kapitel sollte man nutzen, um spezifische Informationen anzubieten. Sie bieten auch die Chance, sich inhaltlich abzuheben vom „Durchschnittsangebot“. Wichtig ist, auf unterschiedliches Vorwissen der Nutzer vorbereitet zu sein und die Hauptzielgruppe, die man ansprechen möchte, nicht aus den Augen zu verlieren.

Fotos, Videos, Materialien

Im zweiten Schritt sollte man notwendige Materialien sammeln und aufbereiten: professionelle Fotos, Audiodateien, Presseausschnitte, eventuell Unterrichtsmaterialien, die zum Download bereitgestellt wer­den. Für alle Materialien gilt: Um recht­liche Probleme zu vermeiden, müssen unbedingt die Genehmigungen bei den jeweiligen Urhebern eingeholt werden! Beachten Sie bitte auch den Artikel „Abmahncheck“ auf Seite 5 dieser Ausgabe.
Auch mit diesen Dokumenten kann ich steuern, wie ich gesehen werden will: Bringe ich Fotos, die mich ausschließlich in Konzertsituationen darstellen, oder überwiegen Bilder, die mich im pädagogischen Kontext zeigen? Habe ich Bildmaterial von gelungenen Events, die vielleicht auch Rückschlüsse auf mein Unterrichtsambiente ermöglichen? Lachende, fröhliche Kinder sind Sympathieträger und können auf meinen persönlichen Unterrichtsschwerpunkt hinweisen. Umgekehrt sind Fotos, die alte Menschen beim erfüllten Musizieren zeigen (sehr angemessen und dezent z. B. bei www.musikimalter.de), ein schlüssiger Bestandteil einer gänzlich anderen Angebotsstruktur.

Konkrete Umsetzung

Habe ich meine Hausaufgaben gemacht, geht es im dritten Schritt um die konkrete Umsetzung. Da nicht alle das Glück haben, einen fähigen Webdesigner im Bekanntenkreis ansprechen zu können, ist man auf professionelle Dienstleister angewiesen. Für eine individuelle Website-­Erstellung zahlt man ab ca. 700 Euro aufwärts, je nach Anbieter und Expertise.
Ein anderes Modell bietet Till Schumann mit www.musikerseiten.de an. Als studierter Musiker stieß er immer wieder auf das Problem, dass sich Musikerkollegen nicht herantrauten an einen Webauftritt. Seine Geschäftsidee war geboren und überzeugt durch Brillanz und Transparenz: Im Team mit einem Programmierer und einer Fachfrau für Marketing bietet er ein Baukastensytem an, das auf die Bedürfnisse von Musikerinnen und Musikern zugeschnitten ist. Sein System ermöglicht es, auch ohne große Vorkenntnisse eine eigene Website zu kreieren, zu verwalten und zu verändern. Hierzu gibt es standardisierte Designvorlagen, die man mit seinen persön­lichen Inhalten füllen kann. Texte lassen sich wie in einem Textverarbeitungsprogramm bearbeiten, Fotos unkompliziert in einer Foto-Galerie präsentieren, Audio­dateien hochladen und direkt auf der Seite abspielen. Ferner gibt es eine Kalender- bzw. Gästebuchfunktion, die Möglichkeit des Einbettens von YouTube-Links oder ein Übersetzungsmodul.
Unter den gezeigten Referenzprojekten bisheriger Kunden finden sich viele außerordentlich ansprechende Beispiele, die dem Einsteiger tolle Ideen liefern. Der Preis für eine Webseite mit beliebig vielen Unterseiten (mit bis zu 1000 MB an Hörbeispielen und Fotos) liegt derzeit bei 9,90 Euro monatlich zuzüglich Domainregist­rierung (bzw. im Jahres-Abo vergünstigt 108,90 Euro inklusiv Registrierung). Einen Testaccount kann man für einen Monat kostenlos und unverbindlich erstellen. Notwendige Schritte sind einfach erklärt (gelegentlich finden sich kleine Mutmacher wie „Das kann man sich doch ganz einfach merken, oder?“): Anmelden – Designvorlage wählen – eigene Inhalte eingeben – fertige Website, die man jederzeit ändern kann.
Wem dies zu standardisiert ist, kann sich ein persönliches Angebot erstellen lassen für eine individuelle Lösung. Auch hierzu finden sich gelungene Referenzen. Wer sich hingegen überfordert fühlt und am liebsten „seinen Schuhkarton“ mit Presseausschnitten, Audiomitschnitten und ähnlichem Ausgangsmaterial abgeben möchte, kann auch diese Dienstleistung kaufen.
Nicht erschrecken darf man bei der im Menüpunkt „Hilfe“ beschriebenen Suchmaschinenoptimierung, die man selbst anhand seiner Inhalte vornehmen kann. Auch wenn durch die Programmierung der Website bereits Grundvoraussetzungen aus technischer Sicht gegeben sind, lohnt es sich, durch entsprechende Aufbereitung seiner Inhalte die Auffindbarkeit durch Suchmaschinen weiter zu verbessern. Auch hierbei stehen Till Schumann und sein Team unterstützend zu Seite.
Zuletzt kann man sich überlegen, ob man zusätzlich Portale nutzen möchte, um gefunden zu werden: z. B. www.klavierunterricht.org; www.musiklehrer.de (Anmeldung kostenlos); www.musikunterricht.de (Eintragung durch Kontoerstellung, 4 Euro/ Jahr pro Unterrichtsort, zzgl. 1 Euro/Jahr pro Instrument); www.myoon.com (Basiszugang gratis, sonst 9,95 Euro/Monat). Dabei sollte man unbedingt darauf achten, dass beim Eintrag in ein Portal oder eine Datenbank eine Verlinkung zur eigenen Website erfolgt. Auch dies verbessert das Ranking bei Suchmaschinen.