Paul, Susanne

Die Groovestrich-Schule

Lateinamerikanische Grooves auf dem Cello

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ponticello Edition, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 58

Groovestrich – was ist das eigentlich? Der Groovestrich bezeichnet eine spezielle rhythmusorientierte Strichtechnik, die beispielsweise im Bossa Nova, Samba, Salsa, Jazz, Rock oder Bluegrass verwendet wird. Dabei wischt der Bogen in der oberen Hälfte ohne Druck in sehr kurzen Strichen im gleichmäßigen Sechzehntelrhythmus hin und her, während mehrere Finger der linken Hand die Saiten dämpfen. Es entsteht ein rauschendes Geräusch. Bogen und Bogenarm werden so zum Met­ronom und bringen den ganzen Körper in rhythmusbezogene Be­wegung.
Um Töne zum Klingen zu bringen, wird links die Saite kurz aufs Griffbrett gedrückt, während der Zeigefinger der Bogenhand einen Akzent setzt. Anschließend wird sofort wieder die oben beschriebene Grundbewegung ausgeführt. Notiert werden beim Groovestrich immer nur die gegriffenen und akzen­tuierten Töne. Die gewischten Sechzehntelnoten laufen aber stetig durch, auch in Pausen, sodass alle klingenden Töne nie länger als eine Sechzehntel andauern, auch wenn sie länger notiert sind.
Diese Strichtechnik mit ihrem konstanten Sechzehntelpuls ist für klassisch ausgebildete Musiker zunächst ungewohnt, sie erhöht aber mit einigem Training die rhythmische Sicherheit deutlich. Ein stabiles Tempogefühl ist unerlässlich, da groovetypische Musikstücke häufig mit Polyrhythmik arbeiten: Verschiedene rhythmische Patterns, die häufig wiederholt und variiert werden, laufen gleichzeitig ab. Dabei sind alle Zählzeiten gleichberechtigt, Akzente und Haupt­noten können überall im Taktverlauf vorkommen. Im Groove entwickelt sich ein rhythmisches und mitreißendes Körpergefühl, das Interpreten und Zuhörer dazu animiert, sich zu bewegen oder zu tanzen.
So kommen mit Susanne Pauls Groovestrich-Schule Cello und Interpret richtig in Schwung! Dabei ist das Lehrwerk auch für Neulinge auf dem Gebiet der lateinamerikanischen Musik geeignet. Sukzessive wird in auf­einander aufbauenden Übungen und Spielstücken der Schwierigkeitsgrad, aber auch der Spaßfaktor erhöht. Die Spielstücke sind alle mit einer Begleitstimme versehen und können somit sowohl solistisch als auch im Duo aufgeführt werden.
Susanne Paul versieht ihre Kapitel mit umfang- und hilfreichen Erklärungen und Tipps zum Üben. Zudem hat die deutsch-mexikanische Cellistin ihre Kompositionen selbst eingespielt und auf ihrer lohnenswerten Website www.groovecello.de zum Anhören und als Play-alongs zur freien Verfügung gestellt.
Zugegeben, es braucht Geduld und Ausdauer, um die Stücke überzeugend spielen zu können. Aber wenn es einmal richtig groovt, möchte man gar nicht mehr aufhören!
Anna Catharina Nimczik