Twardowski, Romuald

Die kleinen bunten Noten

Leichte Stücke für Geige und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: PWM Edition, Kraków 2013
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 56

Durchaus zu erwarten bei dem Titel Die kleinen bunten Noten wären farbige Notenköpfe im Inneren des Heftes. Was neue violindidaktische Konzepte wie Colourstrings ausmacht, ist hier allerdings nicht gemeint. Vielmehr geht es um eine bunte Mischung aus Klangfarben, Stimmungen und Harmonien. Der polnische Komponist Romuald Twardowski (*1930) legt mit seinen „leichten Stücken für Geige und Klavier“ eine reizvolle Duo-Sammlung vor. Der Regenbogen auf dem Titelblatt verweist auf farbenreiche Träumereien, zu denen die 14 kurzen Stücke einladen.
Das Spielheft ist für den Anfängerbereich konzipiert und stellt eine willkommene Ergänzung zu jeder Violin- bzw. Klavierschule dar. Mit den abwechslungsreichen Charakterstücken lassen sich hervorragend erste Kammermusik-Erfahrungen machen. Klavier- und Geigenpart sind gleichberechtigt und bergen im Gegensatz zu vielen anderen (tonalen) Anfängerstücken eine reichhaltige Harmonik, die sich nicht nur auf die erste und fünfte Stufe in Dur beschränkt. Gerade die Molltonarten, das Spiel mit spannungsreichen, dissonanten Akkorden und Vorhalten sowie Modulationen machen die Stücke lebhaft und zu einem Anreiz für Schülerinnen und Schüler. Das Schwelgerische, das ihnen anhaftet, kommt in der Regel (nicht nur bei jüngeren) Spielerinnen und Spielern gut an.
Gleichzeitig bleiben die Stücke „spielbar“, der technische Anspruch bewegt sich immer im Unterstufenbereich. Zu einem unmittelbaren Zugang zur Musik verhelfen neben märchenhaften Illustrationen zahlreiche Klanggesten wie die leeren Quintklänge in In der Tantra, die Legato­bögen in Das Karussell oder die dialogisch erklingenden Vogelstimmen in Zwei Spätzchen.
Da das erste Stück in C-Dur steht, wird bei den GeigenspielerInnen die Kenntnis der ersten sowie zweiten Griffart vorausgesetzt. Später kommen auch der tiefe erste sowie hohe dritte Finger vor. Die dritte Lage ist an einigen Stellen zwar als Fingersatz notiert, jedoch nicht zwingend notwendig. Lediglich in Die Volksweise geht es einmal auf der E-Saite bis zum d”’. Im letzten Stück Etüde tauchen einfache Doppelgriffe auf, die auch für AnfängerInnen recht gut umzusetzen sind.
Die Rhythmen sind sehr einfach gehalten – allfällige Synkopen sind eingängig und daher nicht schwer. Die Artikulationsweisen reichen von Legato über Spiccato bis zu Akzenten und verlangen den Spielerinnen und Spielern keine leistungssportlichen Aktivitäten ab. Auch der Klavierpart dürfte für AnfängerInnen gut zu bewältigen sein, wenngleich er – wie gewohnt – mehr Lesestoff als der Geigenpart birgt und Akkordgewohnheit fordert. Die Sprünge bleiben aber überschaubar. Durch das ähnliche Niveau des Klavier- und Violinparts eignen sich die Stücke besonders für das gemeinsame Spiel von SchülerInnen und als erste „Jugend musiziert“-Stückchen bei der Ensemblewertung.
Katharina Bradler