Alexandru-Zorn, Florian

Die Kunst des ­Besenspiels

Konzepte für das Spiel in Jazz- und Popularmusik, mit DVD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Alfred Publishing, Köln 2008
erschienen in: üben & musizieren 2/2009 , Seite 63

Wer je in den Schlägelkoffer eines Trommlers geschaut hat, der kann abschätzen, wie wichtig dieser Profession ihr Werkzeug ist. Man findet dort Drum-Sticks unterschiedlicher Dicke, ganze Kollektionen von Filzschlägeln, Mallets in allen Farben, zweckentfremdete Alltagsgegenstände wie Flummis oder Stricknadeln – und immer auch mindestens ein Paar Jazzbesen mit ihren dünnen Metalldrähten. Hauptsächlich im Jazz eingesetzt, erzeugen diese einen wesentlich leiseren und weicheren Klang als Trommelstöcke, durch horizontale Bewegungen über die Trommeln aber auch eine Vielfalt von differenziert rauschenden Klängen.
1968 erschien mit Brushartistry von Philly Joe Jones das wohl erste Lehrwerk für Jazzbesen überhaupt, im Lauf der Jahre folgten nur sehr wenige weitere musikpädagogische Versuche in diesem Bereich. Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass die Schlagzeugwelt seit den 60er Jahren hauptsächlich die Kunst der lauten Töne kultivierte, ein anderer in der Tatsache, dass die teilweise sehr komplexen Bewegungsabläufe des Besenspiels nur bedingt durch traditionelle Notation erfasst und erläutert werden können.
Dass sich vierzig Jahre später das Schulwerk Die Kunst des Besenspiels des jungen deutschen Drummers Florian Alexandru-Zorn wieder diesem Thema widmet, ist womöglich Indiz einer sich langsam ändernden schlagzeugerischen Ästhetik. Denn nicht nur im Jazz, sondern auch bei bestimmten Pop-Spielarten und Weltmusik-Varianten feiern die leisen Töne ein Comeback, werden die Drum-Sets wieder kleiner und auch die Besen sind wieder gefragt. Höchst zeitgemäß, aber auch inhaltlich begründet, ist dem Schulwerk eine DVD beigelegt, deren kurze Videosequenzen detailliert die spieltechnischen Abläufe der einzelnen Übungen im Zwischenbereich von Schlagen und Wischen zeigen. Mit welchem Druck der Besen geführt werden muss und wann er beschleunigen soll, in welchem Moment der Besen linear oder in einer Kreisbewegung geführt wird – die einzelnen Bewegungsmuster werden durch das Zusammenwirken von DVD und Buch in Bild, Wort und Grafik klar analysiert und können auch von Besen-Anfängern gut nachvollzogen werden.
Auf elementare Übungen lässt der Autor die Darstellung trommlerischer Grundschläge (Rudiments) in ihrer gewischten Form folgen, eine Auswahl klassischer Schlagfiguren und Grooves sowie zusammenfassende Leseübungen komplettieren das Buch. Die DVD bietet abschließend zur Motivation noch zwei kleine künstlerische Demonstrationen: ein Besen-Solo des Autors und ein Duo mit dem Drummer Gerald Stütz.
Die Kunst des Besenspiels überzeugt durch eine ansprechende und klare grafische Gestaltung. Ob als neuen Baustein für den Schlagzeugunterricht in Musikschulen, als systematisches Lehrwerk für Studierende oder zur Vertiefung für Profis: Alexandru-Zorns Konzept geht auf!
Stephan Froleyks