Knoblich, Andreas / Philippe Loli

Die Ping Pong ­Gitarrenschule

Die neue Gitarrenmethode für alle Altersgruppen, Band 1, inkl. Audio-App

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Heinrichshofen & Noetzel, Wilhelmshaven 2019
erschienen in: üben & musizieren 5/2021 , Seite 61

Andreas Knoblich ist Konzert­gitarrist und Komponist. Nach mehreren Gitarrenbüchern zum Thema Bossa Nova hat er jetzt in Zusammenarbeit mit Hochschulprofessor Philippe Loli seine erste Gitarrenschule verfasst – laut Cover für alle Altersgruppen und mit neuen Methoden. Das klingt spannend, entpuppt sich aber als leicht übertrieben. Hinter dem ambitionierten Titel verbirgt sich eine modern gestaltete, vom Inhalt aber recht traditionelle Gitarrenschule: Notenlesen, Spiel auf Leersaiten, Melodien in der ersten Lage, Apoyando- und Tirando-Anschlag sowie Akkordzerlegungen gab es auch schon in meinen Anfangstagen vor über 40 Jahren.
Auch die Songauswahl aus Kinderliedern, Folklore und klassisch klingenden Eigenkompositionen empfinde ich persönlich als nicht besonders motivierend für die heutige Zeit. Stücke wie Der Mond ist aufgegangen und House of The Rising Sun haben sicherlich ihre pädagogische Berechtigung, aber wenig mit der „stilistischen Bandbreite für jeden Geschmack“ zu tun, die auf der zum Buch gehörenden Website angepriesen wird.
Interessant ist die grafische Darstellung des Materials und einige didaktische Konzepte, mit denen man durchaus neue Wege gehen kann. Alle Spieltechniken und Handhaltungen sind mit Bildern gut dargestellt. Neu eingeführte Noten werden mit einem Namen im Notenkopf bildlich gut wiedergegeben und machen das Merken der Tonbezeichnung einfach. Auch die Darstellung der Notenlänge mit einem geteilten Donut ist witzig und wird gerade Kindern Spaß machen. Die beiliegenden Karten mit Rhythmen und Akkorden, die frei kombiniert werden können, sind ebenfalls eine gute Idee, um selbst Übungen zu konstruieren und vom reinen Durcharbeiten eines Buchs wegzukommen.
Zu allen Melodien gibt es Begleitakkorde, die im Laufe des Lehrgangs auch von den Lernenden übernommen werden können. Arbeitet man den kompletten Band durch, beherrscht man die Grundlagen des klassischen Gitarrenspiels sowie die typischen Lagerfeuerakkorde mit verschiedenen Anschlagspatterns. Dieser Ansatz ist erprobt und funktioniert – wenn der Schüler oder die Schülerin dabeibleibt.
Ein Ausflug in die Welt des Rock und Pop und die Musizierpraxis aus dem Wechsel von Akkorden, Riffs und Improvisation fehlt völlig. Knoblich bleibt beim klassischen Unterrichtsansatz aus Notenlesen und Melodien in der ersten Lage. Auch die Audio-App zum Üben entpuppt sich als nicht ganz treffend beschrieben. Hinter der Bezeichnung App verbirgt sich nur ein Link zur Web­site des Autors, auf der sich die Übebeispiele im integrierten Player abspielen oder herunterladen lassen. Alle Stücke sind in unterschiedlichen Versionen zu hören und bieten somit eine gute Übehilfe.
Eine gut gestaltete klassische Gitarrenschule mit einigen originellen didaktischen Ideen und schönem Layout, aber keine sensationell neue Methode.
Martin Schmidt