Freyer, Eva-Maria

Die Quelle des Vergnügens

F. M. Alexander-Technik und ihre Anwendung am Klavier

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Die Blaue Eule, Essen 2020
erschienen in: üben & musizieren 3/2020 , Seite 60

Zur Alexander-Technik gibt es mittlerweile zahlreiche Publikationen mit den unterschiedlichsten Intentionen, angefangen bei allgemeinen Einführungen in Grundlagen und Wirkung über Alltagsbewältigung, bewusste Selbststeuerung, der Erlangung von Körperharmonie zur Verbesserung des Wohlbefindens bis hin zu bestimmten Anwendungsbereichen wie beispielsweise für Musiker im Allgemeinen oder auch gezielt – wie hier für das Klavierspiel.
Dass Musizieren (auf dem Klavier) wesentlich mehr sein sollte als bloßes Abspielen von Noten ist nichts Neues. So ist es auch möglich und notwendig, einen singenden, warmen oder auch harten Klang zu erzeugen. Für Instrumente, bei denen die Tonbildung von elementarer Bedeutung ist, stellt dies eine Selbstverständlichkeit dar. Dagegen wird auf dem Klavier diese Notwendigkeit bedauerlicherweise oft nachrangig oder auch gar nicht behandelt.
Vor diesem Hintergrund bietet Die Quelle des Vergnügens einen Einstieg, um die Verbindung von Geist und Körper zu erkunden und hierbei Vertrauen zu schaffen. Vorgeschlagen und beschrieben werden Übungen, die sich auf einen Zeitraum von drei Monaten verteilen lassen. So stehen zu Beginn Übungen des Nicht-Tun im Liegen und Sitzen als auch für die Arme, Hände und Handgelenke mit anschließender Übertragung auf das Klavier im Mittelpunkt. Im zweiten Monat werden neben einer Meditationsübung und einer Reize-stoppen-Übung vor allem die Finger mit einbezogen und Entspannungsphasen und Aktivitäten miteinander kombiniert.
Die Übungen im dritten Monat konzentrieren sich auf unser vestibuläres Wahrnehmungssystem (Rezeptoren des Bewegungs- und Halteapparats), die Gesäß-, Fuß- und Fingerknochen und der damit eng verbundenen Frage nach unserem Klangempfinden und -erleben. Das im ersten Monat thematisierte Nicht-Tun begleitet auch hier wieder die Übungen, die immer wieder von hilfreichen Erklärungen und Hinweisen begleitet werden, wie beispielsweise der nachvollziehbaren Anmerkung, dass auch Alltagsbewegungen einbezogen werden können, und der Frage, wie ein Übertragen auf das Spielen erfolgen kann.
Die Thematisierung von Körpergefühl, unterschiedlicher Bewegungsvorstellungen, von Tun und Nicht-Tun, von Leicht- und Schwerkraft, von Gewicht und Schwere usw. bilden wesentliche Inhalte des Klavierunterrichts und mit unterschiedlichen Gewichtungen jeden Instrumentalunterrichts. Dies hat auch Gerhard Mantel in seinen 185 unüblichen Überezepten immer wieder aufgezeigt. In diesem Zusammenhang stellt sich im Sinne der „Philosophie des Als-Ob“ (Hans Vaihinger) schließlich die Frage, ob die hier beschriebenen Fiktionen für jeden Leser nützlich sind. Dies herauszufinden bleibt jedem selbst überlassen. Konkrete Anregungen finden sich in den vorliegenden Ausführungen jedenfalls zuhauf.
Romald Fischer