Schullz, Axel Christian

Die Schullz-Methode®

Musik lernen neu definiert

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: ACS music, Duisburg 2014
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , Seite 53

Der Selbstanspruch des Autors ist nicht gering: Unter der Überschrift „Was macht die Schullz-Methode so außergewöhnlich?“ verspricht er, dass relative und rhythmische Solmisation zusammen mit Dirigieren, Klavierunterricht und allgemeiner Musiklehre zu einem ganzheitlichen Konzept verschmolzen werden, das außerdem das Konzept zahlreicher neu entwickelter Lehr- und Lernmethoden beinhaltet.
Die fünf Säulen der Methode – Relative und Rhythmische Solmisation, Dirigieren, Klavier und Musiklehre – bilden die Hauptkapitel. Schullz stellt eine Folge von ergänzenden Videosequenzen auf YouTube bereit, die mittels QR-Code aufs Handy oder Tablet geladen werden können. Dort führt der Verfasser locker und sympathisch seine methodischen Ideen praktisch vor – allerdings steht er nur allein vor der Kamera; die im Buch beschriebene Arbeit mit einer Gruppe wird nicht gezeigt.
Was der Untertitel als „neu definiertes Musiklernen“ ankündigt, entpuppt sich im ersten Kapitel als traditionelle Tonika-Do-Methode (auch die Alterationssilben „fi“, „fu“ etc. werden übernommen), mit zahlreichen methodischen Ideen präsentiert, aber ohne, dass Namen wie Hundoegger oder Curwen auch nur erwähnt werden. Dieser unref­lektierte Umgang mit einer wichtigen Traditionslinie der Musikpädagogik mutet umso befremdlicher an, als der Autor selbst größten Wert auf Originalität und Schutzwürdigkeit seiner „Methode“ legt, bis hin zum Hinweis, der „unerlaubte Gebrauch des Begriffs in der Öffentlichkeit“ sei „strafbar“.
Das Kapitel „Rhythmische Solmisation“ arbeitet mit den bekannten Sprechsilben; zwischen der Notenlänge und der Position der Note im metrischen Gefüge wird dabei nicht differenziert. Das Dirigier-Kapitel teilt allgemein gebräuchliche Methoden der Notenwert-Unterteilungen („und-te“…) und Schlagfiguren mit, die in jedem Dirigier-Lehrbuch zu finden sind. Es ist hier nicht zu erkennen, worin das ­Außergewöhnliche der „Schullz-Methode“ besteht.
„Allgemeine Musiklehre“, mit
80 Seiten das umfangreichste Kapitel, bietet eine umfangreiche elementare Rundschau, an der Praxis orientiert und natur­gemäß wegen der Menge des Stoffs recht kursorisch. Alle Erklärungen sind gut und treff­sicher formuliert. Die Harmonielehre wird auf 20 Seiten behandelt. Das Musiklehre-Kapitel ist rein informativ und bildet einen deutlichen Gegensatz zur Gründlichkeit, Kleinschrittigkeit und methodischer Ausstattung der ersten Abschnitte.
Der überzogene Anspruch des Autors und die Inkonsistenz innerhalb des Buchs sind bedauerlich, sind doch im Einzelnen Schullz’ Definitionen überzeugend und gut formuliert. Aber eine Sammlung methodischer Ideen zu einem traditionellen Konzept, gefolgt von einem dicht­gedrängten Informationskapitel, ist noch keine „außergewöhn­liche Methode, die Musiklernen neu definiert“.
Christoph Hempel