Stollár, Xénia

Die trickreichen Elfen

Ein musikalisches Märchen für 3 Flöten, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Musikverlag Andreas Josephs, Köln 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 57

Wüssten Sie, wie man als kleine Elfe seine Freunde aus den Fängen des blauschwarzen Höhlengeistes und seiner zwielichtigen Kumpaninnen, der hässlichen Kröte und der arroganten Spinne, befreien könnte? Tja. Hätten Sie als Unterrichtsfach in der Schule mal etwas wirklich fürs Leben Taugliches gelernt wie „Listigkeit“, dann stünden Sie jetzt nicht auf dem Schlauch…
Xénia Stollár entwirft mit der entzückenden Geschichte Die trickreichen Elfen ein wunderbares musikalisches Zaubermärchen für drei Flöten. In neun Miniaturen wird das Geschick der entführten Elfen und ihre Rettung charaktervoll-behutsam und musikalisch höchst ansprechend in Szene gesetzt. Die Stückchen sind dabei so unkompliziert wie wirkungsvoll; voller Witz und Esprit scheinen sie mit leichter Hand dahingetupft.
Technisch sind die gut komponierten Kleinode nicht anspruchs­voll; natürlich muss man klar artikulieren, dynamisch schnell und differenziert reagieren können. Die FlötistInnen müssen auch in der dritten Oktave schon wirklich versiert sein, denn die kleinen Elfen sind ja Lichtwesen… Insgesamt aber stellen sich hier keine echten musikalischen Herausforderungen. Die dankbaren Stücke laden vielmehr dazu ein, sich auf die Rahmenhandlung einzulassen.
Inspirierend wirkt besonders der zarte Charakter der Protagonistinnen. Im Zusammenspiel ergeben sich über die üblichen Erst­anforderungen des Ensemblespiels hinaus keine nennenswerten Probleme, allerdings muss das Erarbeiten des spezifischen Charakteristikums des Einzelstücks durch die Lehrkraft genau begleitet werden.
Rhythmisch spannend ist Nr. 6 Die Fee des Baches, in der der Wechsel zwischen Fünfachtel- und Dreivierteltakt für junge SchülerInnen zunächst eine Denkaufgabe darstellen könnte, aber dank ansonsten unkomplizierter Stimm­führung schnell bewältigt werden wird. Sehr reizvoll sind immer wieder harmonisch unerwartete Färbungen wie z. B. in Nr. 7 Das Echo oder auch Nr. 8 Flucht auf Elfenart. Insbesondere Letztere ist ein mit­reißendes Vexierspiel, das auch als Solo-Vortragsstück ohne die Rahmenhandlung sehr wirkungs­voll ist.
Gestalterisch lässt sich das musikalische Märchen sehr schön für Kinder einstudieren – sogar eine szenische Umsetzung böte sich an. Der Notendruck der von László Branda liebevoll, aber im Charakter ein wenig düster illust­rierten Ausgabe ist übersichtlich und klar gesetzt, sodass auch ein Partiturlesen im kleinen Rahmen gut geübt werden kann.
Xénia Stollárs Die trickreiche Elfen ist eine wunderbare Bereicherung der Ensembleliteratur, die auch in den vielfältigen Aufführungsmöglichkeiten jüngeren Kindern einen Zugang zur Musik ermöglichen kann. Mit ihrem Witz und Charme macht das Üben und gemeinsame Erarbeiten viel Spaß und steigert die Vorfreude auf den musikalischen Vortrag. Eine denkbar gelungene Verknüpfung von Märchen und Musik!
Christina Humenberger