Drabon, Ingolf / Ralph Lange

Digital üben und unterrichten

An Musikschulen in Schwerin und Lübeck wird sehr erfolgreich die Lernsoftware „SmartMusic“ eingesetzt

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2019 , Seite 44

An der Musik- und Kunstschule ­ATARAXIA in Schwerin und an der Lübecker Musikschule – beide Mit­glie­der im Verband deutscher Musik­schulen – wird seit einigen Jahren mit der Software „SmartMusic“ ­experimentiert.* Ingolf Drabon und Ralph Lange berichten von ihren Erfahrungen.

Das Herzstück von SmartMusic ist die größte Online-Musikbibliothek der USA. Das Programm wurde von US-amerikanischen Musikpädagogen ursprünglich für den Klassenunterricht entwickelt. In den USA wird es ­daher vorwiegend für Schulorchester, Blas­orchester, Bigbands und Chöre eingesetzt. Ein bedeutendes Einsatzgebiet ist allerdings die Verwendung als umfangreicher Übebe­gleiter zu Hause. Das Prinzip von SmartMusic ist einfach: Aus der umfangreichen Online­bibliothek werden die Stücke auf den Computer geladen. Bei Orchesterwerken lässt sich am Bildschirm die eigene Stimme auswählen. Sobald der Startknopf gedrückt wird, bewegt sich ein grüner Zeiger im Takt entlang der Noten. Sprünge z. B. bei Wiederholungen werden durch grüne Pfeile angezeigt. Dazu erklingt die Begleitung in Form einer MP3-Aufnahme, die von einem professionellen Orchester eingespielt wurde.
SmartMusic erlaubt eine Vielzahl von Einstellungen. So kann z. B. das Tempo variiert, die Begleitung zu- und abgeschaltet, ein Metronom angestellt und die Melodiestimme zusätzlich mit Klavierklang abgespielt werden. Auch die grafische Oberfläche kann verändert werden, etwa durch Vergrößerung oder Verkleinerung, durch Weglassen des grünen Zeigers, der die zu spielenden Noten anzeigt, durch Abschalten des Notenbildes etc. Der Unterschied zu anderen Play-along- und Music-Minus-One-Konzepten ist die größere Variabilität und die Anzeige der Noten am Bildschirm in Echtzeit.
SmartMusic fertigt von allen „Takes“ Aufnahmen an, die im Anschluss an das Spiel angehört, abgespeichert oder als MP3 verschickt werden können. Dazu ist es notwendig, dass ein Mikrofon angeschlossen ist. Audio-Aufnahmen können als MP3 in SmartMusic importiert und dort verlangsamt werden.
Ein wahrer Schatz ist die Online-Bibliothek: Inzwischen sind auf SmartMusic weit über 30000 Musiktitel verfügbar. Diese sind gegliedert in Sololiteratur, Methodenbücher, Ensemblewerke, Chorwerke, Übungen und vieles mehr. So finden sich zum Beispiel mehrere Tausend Werke für Streichorchester und Bigbands sowie alleine über 40 Trompetenschulen. Darüber hinaus können über die Notationssoftware Finale eigene Stücke eingepflegt werden. Einziger Wermutstropfen ist die Ausrichtung auf amerikanische und englischsprachige Literatur. Auch das Programm selbst ist nur in Englisch erhältlich. Die Literatur wird monatlich aktualisiert, es kommen also ständig neue Werke hinzu. Dafür arbeitet SmartMusic mit großen Musikverlagen zusammen. Parallel kann man sich auf einem Blog über Einsatzbereiche und pädagogisch-künstlerische Fragestellungen informieren.
Die Software ist als App erhältlich und funktioniert auf PC, Mac und iPad. Es gibt zwei unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten: den Lehrer-Account und den Schüler-Account. Mit dem Lehrer-Account lassen sich Hausaufgaben verwalten und versenden. Über den Schüler-Account erhalten SchülerInnen ihre Hausaufgaben geschickt. Hier zeigt SmartMusic seine Stärken: Hausaufgaben inklu­sive der Begleitungen sind immer verfügbar und Lehrer und Schüler auf einfache Weise immer auf dem gleichen Stand. Sowohl im Unterrichtsraum wie zu Hause wird dieselbe Programmoberfläche verwendet. (Ein Handicap ist allerdings die komplizierte Anmeldung und Freischaltung der App. Dafür sind mehrere Schritte notwendig.)

Konkreter Einsatz im ­Unterricht

Grundsätzlich kann man als PädagogIn mit SmartMusic genauso arbeiten wie mit Noten auf Papier. Der zentrale Unterschied ist, dass nun ein Computer mit Bildschirm im Unterricht zum Einsatz kommt. Das erfordert zunächst etwas Experimentierbereitschaft, da der Bildschirm in der Regel nicht auf dem Schreibtisch stehen kann.

* SmartMusic ist eine Lernsoftware der Firma Make­Music, die auch für ihr Notationsprogramm Finale ­bekannt ist.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2019.