Speckert, George A.

Don’t Feed the Animals

12 Stücke für Streichorchester, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2018
erschienen in: üben & musizieren 3/2019 , Seite 55

Man hat ja im Schul- oder Musikschulorchester immer zu viele SpielerInnen mit Instrumenten für die Oberstimmen. Und viel zu wenige Celli oder Bässe fürs Fundament. Von Bratschen ganz zu schweigen. Warum also aus der Not nicht einmal eine Tugend machen und von vornherein mehr Diskantstimmen vorsehen? George A. Speckerts „musikalische Tiere des Waldes“ lassen sich mit drei Violinen und Violoncello zum Klingen bringen und sehen dabei durchaus auch eine chorische Besetzung der Oberstimmen vor. Zudem – sollte sich doch einmal eine Viola finden – liegt der Notenausgabe auch eine Bratschenstimme bei, die dann die dritte Violine ersetzen kann.
Zwölf sauber gesetzte Miniaturen entwirft George Spreckert unter der Überschrift „Bitte nicht füttern!“. Dabei steht meist eine zentrale Eigenschaft des in Klang gesetzten Tieres im Vordergrund. Der weiße Schwan zieht ruhige Bahnen auf dem See, die scheuen Eichhörnchen zeigen sich in unsteter Bewegung, der (vielleicht gerade vollgefressene) Bär gibt sich gelangweilt und der großmäulige Frosch übt sich in Lautstärke. Die von einer kleinen Ouvertüre und einem Epilog umschlossenen zehn kurzen Abschnitte entwerfen mit einfachen Mitteln stimmige Tonbilder, die es mit Spaß und Enthusiasmus umzusetzen gilt.
Speckert hält die technischen Anforderungen an seine Musikanten konsequent moderat, sodass junge Geigerinnen und Geiger nach zwei Jahren Ausbildung eigentlich in der Lage sein müssten, dem kleinen Streichorchester beizutreten. Die Einzelstimmen sind sauber bezeichnet, es gibt dankbare Stellen zum Glänzen für alle Mitwirkenden und für jede Menge Erfolgserlebnisse beim Zusammenspiel ist gesorgt, wenn gemeinsame Akzente für volles Volumen oder gegenläufige Bewegungen für viel Dynamik sorgen.
Harmonisch sind die zwölf Sätze überschaubar gehalten, so können die jungen KünstlerInnen beim Zusammenspiel ohne die Ablenkung durch zu viele Vorzeichen und unbekannte Tonarten auf eine saubere Intonation achten. Und um den Zyklus Don’t Feed the Animal noch eine Spur attraktiver zu machen, schlägt der Komponist George A. Speckert vor, seine Tier-Tonbilder doch einmal in Theaterstücke oder Filme einzubauen. Aber auch ein Musikschulvorspiel mit einer Auswahl von vier oder fünf Porträts wird einem Nachwuchsstreichorchester ganz gewiss schon jede Menge Spaß bereiten.
Daniel Knödler