Micková, Magdaléna
Dreißig Melodien mit Reimen
für die kleinsten Geiger
Die bekannte tschechische Violinpädagogin Magdaléna Micková stellt eine neue Violinschule für die Jüngsten ab fünf Jahren vor. Das pädagogische Konzept ist nicht neu, aber das ansprechend und liebevoll gestaltete Heft in kindgemäßem Großdruck mit bunten und heiteren Bildern von Tieren, Alltagsgegenständen und Personen wirkt auf die Jüngsten animierend und schafft einen heiteren Einstieg in eine lange und weite Reise zum perfekten Geigenspiel.
Das Heft ist dreisprachig angelegt und kann von tschechischen wie von deutsch- und englischsprachigen Lehrkräften und Kindern verwendet werden. Didaktisch bauen die kleinen und leichten, vom Schwierigkeitsgrad progressiv gestalteten Melodien auf dem bewährten Dur-Griff auf der leeren Saite auf. Anders als beispielsweise Sheila Nelson und Suzuki oder auch Rolland setzt Micková von Beginn an für die Quinte den „schwachen“ vierten Finger ein anstelle der intonationssicheren leeren Obersaite. Dies trainiert von Anfang an den kleinen Finger und das richtige Abstandsgefühle für alle vier Greiffinger.
Ältere Lehrkräfte erinnern sich vielleicht noch an die mittlerweile „historischen“ Griffbilder aus Hugo Selings Violinschulen von 1955. Die Zeiten haben sich geändert: Funktionelle schwarz-weiße Fotos sind bunten Bildern gewichen, instruktive Fotos werden durch freundliche Erläuterungen für Eltern und Lehrkräfte ersetzt. Nur die farbige Zeichnung einer Dampflok ist aus alter Zeit übriggeblieben.
Eine gute Idee, die kleinen Melodien mit kindgemäßen Reimen zu unterlegen! Das rhythmische Sprechen und Singen erhöht die Einprägsamkeit.
Bogentechnisch geht Micková von in der Bogenmitte ausgeführten „Trennstrichen“ aus. Dieses Staccato entspricht den kleinen melodischen Motiven, die häufig repetitiv angelegt sind und entsprechende Bewegungen des Streicharms erfordern. Die kleinen entstehenden Pausen geben Zeit für den Fingeraufsatz. Nach und nach kann man nach der Empfehlung der Autorin zum Détaché-Strich mit längeren Strichbewegungen übergehen. Im letzten Stückchen gibt es dann erste Übung im Legatospiel mit Zweier und Viererbindung.
Das Heft erscheint mir für den Einzel- und Gruppenunterricht geeignet. Die kleinen Verse und Melodien im Fünf-Ton-Raum sind eine willkommene Alternative zu den altbekannten Kinderliedern der einschlägig bekannten Violinschulen. Man muss ja nicht alle Stückchen spielen und kann mit anderen bekannten Stücken mischen.
Editorische Randnotiz: Die Textansprache an Fünfjährige in Kleindruck verwendet Begriffe, die diese sicher noch nicht im Repertoire haben. Der ins Deutsche übersetzte Einführungstext an Eltern und Lehrkräfte ist konsequent durch Doppelung bis zur Sprachschmerzgrenze gegendert. Der deutsche Titel des Hefts jedoch nicht.
Uwe Gäb