Kleinehanding, Ralf

Drumroad

Schule für Drumset, Heft 1

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009
erschienen in: üben & musizieren 6/2009 , Seite 64

Im Vergleich zu vielen anderen Instrumenten ist das Drumset mit seinen ca. 90 Jahren noch ein junger Spund. Entstanden als „Rationalisierungsmaßnahme“ in den amerikanischen Ballsälen – ein einziger Spieler kann am Drumset neben der kleinen Trommel mittels Pedalen auch die große Trommel und die Becken bedienen – vollzog das Instrument eine rasante Entwicklung, die es durch alle Jazzstile bis hin zu Rock und Pop führte. In der Anfangszeit waren die Drummer in aller Regel Autodidakten, erst nach und nach kamen erste Schulwerke auf den Markt. Spätestens in den 1990er Jahren wurde das Drumset ein regelrechtes Modeinstrument und mittlerweile gibt es Drumsetschulen wie Sand am Meer. Viele weniger gute sind dabei, es existieren aber auch hervorragende instrumentalpädagogische Ansätze.
Wer heutzutage noch eine neue Drumsetschule veröffentlicht, sollte also gute Argumente haben. Und die hat Ralf Kleinehandings “Drumroad” tatsächlich. Das vorliegende erste Heft richtet sich an AnfängerInnen, deren spielerische Fertigkeiten durch eine Vielzahl von Rhythmen und Grooves bewusst langsam und gut fundiert entwickelt werden. Durch die ausgiebige Praxis elementarer Schlagkombinationen und durch Koordinations- und Leseübungen werden die Grundlagen für ein breites schlagzeugerisches Betätigungsfeld gelegt; ein System spezieller Übungen öffnet systematisch den Horizont der SchülerInnen durch zahlreiche Querverweise.
Heft 1 führt ein in verschiedene Taktarten und Stilistiken von Slow-Rock, Philly Sound bis zum Blues, Heft 2 erweitert das Spektrum um ternäre Grooves und lateinamerikanische Rhythmen. Dass das regelmäßige Spiel der kleinen Trommel für jeden Drummer immens wichtig ist, ist dem Autor bewusst. Ausdrücklich fordert er dazu auf, im Schlagzeugunterricht neben “Drumroad” auch ein Schulwerk für die kleine Trommel zu benutzen, mit dem die trommlerischen Kernkompetenzen wie Stockhaltung und Wirbel vermittelt werden.
Anstelle der sonst üblichen Play-along-CD machen zwei Einlegehefte das Buch, dessen Gestaltung angenehm schlicht und gut lesbar ist, besonders empfehlenswert. Im einen findet die Lehrkraft einfache melodisch-harmonische Patterns für Klavier, Marimba oder Pauken, mit denen die Drumset-Rhythmen im Unterricht oder bei Schülerkonzerten live begleitet und musikalisch angereichert werden können. Das andere Heft bietet auf mehr als 30 Seiten eine große Sammlung von gut zu spielenden Fill-ins, die immer wieder anders mit den Rhythmen des Stammhefts kombiniert werden können.
Der vielleicht wichtigste positive Effekt von “Drumroad” liegt aber darin, dass es über die Offenheit der Konzeption gelingen kann, die jungen Drummer, die anfangs oft neben dem Drumset keine weiteren Schlaginstrumente kennen, an die Vielfalt des klassischen Schlagzeugs heranzuführen und sie so für das Spiel in (Musikschul-)Ensembles und Orchestern zu begeistern.
Stephan Froleyks