Russell-Smith, Geoffry

Easy Blue Recorder Duets

for 2 descant/soprano recorders

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2008
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 60

Es bluesed auf der Blockflöte: Und in diesem Heft mit seinen 17 kleinen Duetten für zwei Sopranblockflöten können selbst AnfängerInnen auf dem Instrument schon mitjazzen. Der Autor legt hier eine breite Auswahl an verschiedenen Jazz-Stilarten vor, die vom traditionellen Blues über Tango, Ragtime, Rumba, (verjazzten) Wiener Walzer und Marsch bis zum Quickstepp reichen und dabei unterschiedlichste Schwierigkeitsgrade aufweisen. Die Stücke kommen durchaus melodisch, wenn auch mit manchem jazzig-schrägen Ton daher, sind verschiedentlich auch an bekannte Vorbilder angelehnt.
Die kleinen Schwierigkeiten beginnen mit dem Tonvorrat. Hinsichtlich der Tonarten geht Russell-Smith in seinen Spielstückchen zwar über zwei Kreuze nicht hinaus, doch verlangen ausnahmslos alle Nummern einen gewissen Fundus an chromatischen Fertigkeiten, tauchen auch ungewöhnliche Vorzeichnungen auf, die dem Spieler – vor allem in Anbetracht der vielfach sehr sportlichen Tempovorgaben der Stücke – einiges an Grifftechnik und -sicherheit abverlangen.
Einige der langsameren Nummern können sicherlich auch von AnfängerInnen auf der Blockflöte realisiert werden. Sie beschränken sich im Ambitus etwa auf eine Dezime, in der Artikulation auf portato oder vereinzelt auch einmal legato-Noten, verlangen nur fis, cis und gis, selten ein b als Vorzeichen. Die schnelleren Teile jedoch verlangen in jedem Fall mindestens einen leicht fortgeschrittenen Flötisten und dürften mit Kindern oder jüngeren Jugendlichen schon aufgrund ihrer rhythmischen Finessen schwer einzustudieren sein – weist doch der Autor im Vorwort auch dezidiert darauf hin, dass der Charakter der Stücke wesentlich durch das Spiel im richtigen Tempo (Metronomzahlen sind angegeben) bestimmt werde.
Gerade ältere SchülerInnen werden an den flotteren Nummern jedoch viel Spaß haben – und sie lernen auch noch einiges dabei. So lässt sich manches im Originaltempo ohne Einsatz der Doppelzunge kaum spielen, man muss rhythmisch schon recht genau hinsehen und es kommen verschiedenste Artikulationsarten zum Tragen, die oft auch im fliegenden Wechsel auftauchen. Dazu verlangen viele Stücke eine Jazzphrasierung, und diese dann doch ungleich über- und nebeneinander stehenden Achtelnoten stellen an jazz-unerfahrene Spieler zweifelsohne hohe Anforderungen hinsichtlich des Zusammenspiels; welches ohnehin in dieser Art der Musik rhythmisch sehr präzise – bzw. im Sinne des Swing: genauestens unpräzise – sein sollte, damit die Stücke wirken können. Und schließlich bietet sich die letzte Nummer dann auch noch zur Anbringung kleiner Verzierungen an.
Ein interessantes Heft also (leider ohne Stimmen!), speziell auch für eher klassik-unlustige FlötistInnen, dessen Fundus an Jazzigem manchen Vorspielabend auflockern könnte.
Andrea Braun