Easy Concert Pieces

Leichte Konzertstücke für Streichquartett oder Streich­orchester. 26 leichte Vortragsstücke aus vier Jahrhunderten, hg. von Peter Mohrs, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2020
erschienen in: üben & musizieren 5/2020 , Seite 63

Manchen Notenbänden sieht man schon nach wenigen Blicken das musikpraktische Potenzial an, das in ihnen steckt. Dabei versucht Peter Mohrs wahrlich einen gewaltigen musikalischen Spagat: Komponisten aus vier Jahrhunderten hat er in seinen „Easy Concert Pieces“ versammelt, eine immense Reihe an musikalischen Formen und Stilen, und das Ganze soll auch noch leicht spielbar sein – sowohl im Streichquartett als auch chorisch in Streichorchesterbesetzung.
Der Spagat scheint gelungen, das zumindest legen die übersichtliche Partitur und die sauber gestalteten Stimmen nahe. Fast alles ist auf Geigen, Bratschen und Celli (und im Orchester natürlich auch auf dem Kont­rabass) in der ersten Lage zu bewältigen. Zudem gibt es kaum Passagen, die Schwierigkeiten in Bezug auf ein angemessenes Tempo machen würden, noch werfen Rhythmus und Zusammenspiel größere Herausforderungen auf.
Gleichzeitig ist die Auswahl an kurzen Sätzen, die Peter Mohrs als Praktiker hier vorlegt, so bunt und ensembletechnisch auf dem Punkt, dass man den Noten den Spaß, den die Ausführenden haben werden, quasi schon ansieht.
Konzertstücke sollen die Kompositionen von Bach und Händel über Haydn und Tschaikowsky bis hin zu Harald Genzmer ihrem Charakter nach sein, und Peter Mohrs hat bei der Zusammenstellung definitiv auf den Aspekt der öffentlichen Aufführung besonderen Wert gelegt. Die barocken Stücke sind praktischerweise auch über die verschiedenen Komponisten hinweg gut kombinierbar und bieten mit Air, Gavotte, Marsch, Chaconne, Menuett, Sarabande und Rondo ein Kaleidoskop zeitgenössischer Formen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Die Romantik, durch das aufkommende Virtuosentum natürlich immer eine Herausforderung für MusikschülerInnen, ist mit eher langsamen, stimmungsvollen Werken vertreten, in denen Streichquartett oder -orchester vor allem zeigen dürfen, was sie klanglich draufhaben. Peter Mohrs weist zu Recht darauf hin, dass die Ave Maria, Morgen­gebet oder Chant genannten Kompositionen von Burgmüller, Dancla, Franck oder Fuchs besonders gut auch in der Kirche zum Einsatz kommen können; nicht zuletzt wird hier der erwartete Nachhall zur Wirkung beitragen können.
Auch die Moderne ist zunächst mit an geistliche Musik angelehnten Stücken vertreten. Ein Spiritual von Eduard Pütz und ein Prayer for Peace von Rainer Mohrs schlagen aber gleichzeitig auch den Bogen zum kleinen Streicher-Ausflug in die Unterhaltungsmusik. In seinem prägnanten Vorwort berichtet Peter Mohrs vom stets großen Erfolg dieser Pop-Stücke bei SpielerInnen wie Publikum.
Daniel Knödler