Merk, Theresa / Silvia Müller

„ein pädagogisches Prinzip als Mittelpunkt“

Aus dem Protokoll der Arbeitsgemeinschaft Musikpädagogischer Seminare (1960) zur Berufsausbildung von außerschulischen Lehrkräften

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 5/2021 , Seite 46

Bis heute ist die Bezeichnung „Jugendmusikschule“ im außerschulischen Bildungswesen verankert; Ursprung und Idee dieser Institution reichen bereits über 100 Jahre zurück. Nicht verwunderlich ist, dass in dieser Zeitspanne auf gesellschaftliche Veränderungen immer wieder strukturell reagiert werden musste. Zeugnis davon gibt ein Dokument, welches in den unveröffentlichten Materialsammlungen der ALMS1 zu finden ist. Als eines der ältesten Schriftstücke dokumentiert es die frühe Zusammenkunft von Vertretern westdeutscher Lehrpersonen an Musikschulen und Musikhochschulen.
Anwesend sind dabei Wilhelm Twittenhoff (1904-1969), der Vorsitzende des 1952 gegründeten Verbandes der Jugend- und Volksmusikschulen e. V.,2 sowie Guido Waldmann (1901-1990), der als Sprecher der Arbeits­gemeinschaft Musikpädagogischer Seminare die Lehrenden an Ausbildungsstätten für ­Instrumental- und Vokalpädagogen vertritt. Der Quellentext bezieht sich auf die 1958 in Kraft getretene bundesweite Neufassung der Privatmusiklehrerprüfung (PMP), die auch als staatliche Musiklehrerprüfung bezeichnet wird.3 Bei der Versammlung berichten die Teilnehmenden über die unterschiedliche Ausdifferenzierung der Prüfungsformalia in den einzelnen Bundesländern. Zur Sprache kommen dabei Themen, die den Berufsstand der außerschulischen Musiklehrkräfte und die Institution Musikschule bis heute beschäftigen: die Struktur der Ausbildung und der hohe Bedarf an Fachlehrkräften, der (auch) durch die sukzessive Etablierung elementar-musikpädagogischer Angebote4 an Musikschulen entsteht. Das über 60 Jahre alte Protokoll ist ein frühes Zeugnis der mit diesen Themen verbundenen Diskussion und lädt zu einem Rückblick ein.

1 Im Jahr 1972 wird die Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Musikpädagogischer Studiengänge in der Bundesrepublik Deutschland (ALMS) gegründet. Zuvor ist sie unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft Musikpädagogischer Seminare aktiv.
2 Zwischen 1945 und 1952 entstehen zwölf Musikschulen nach dem Vorbild Twittenhoffs, 1957 folgen die ers­ten Richtlinien zur Mitgliedschaft, 1959 werden die ers­ten Lehrpläne entworfen. Seit 1966 existiert die heutige Bezeichnung Verband deutscher Musikschulen e. V. (VdM). Vgl. Verband deutscher Musikschulen: „Kleine Chronik des VdM“, www.musikschulen.de/vdm/chronik/index.html (Stand: 25.5.2021).
3 Kultusministerkonferenz: „Rahmenprüfungsordnung für die staatliche Privatmusiklehrerprüfung“, in: Diethard Wucher (Hg.): Die Musikschule, Band II, Mainz 21994, S. 387 f.
4 Gemeint sind Angebote in der sog. Elementarstufe/ Grundstufe von Musikschulen, die im Sinne der Elementaren Musikpädagogik konzipiert sind und zu denen heutzutage Fächer wie Eltern-Kind-Kurse, Musikalische Früherziehung und Orientierungsangebote zählen.

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