Knodt, Peter
Einblicke – Perspektiven
Videoreflexion von Instrumental- und Gesangsunterricht. Ein Leitfaden, mit DVD
Endlich ein Buch mit brauchbaren Videodokumentationen von Instrumental- und Gesangsunterricht. Und zwar nicht mit Best-Practice-Beispielen oder einem bestimmten inhaltlichen Fokus, sondern mit Aufnahmen von „ganz normalem“ Unterricht. Die elf Videodokumentationen sind in der Schweiz, in Österreich und Deutschland und sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen entstanden. Der Unterricht fand vorwiegend in der Musikschule statt, es gibt aber auch Beispiele von Privatmusikstunden.
Die Persönlichkeiten der SchülerInnen und Lehrenden sind ebenso wie die Unterrichtsformen (Einzel-, Gruppen-, Kombi-, Partner- und Ensembleunterricht) und die Arbeitsgebiete (Interpretation, Improvisation, Körperarbeit, Technik, gemeinsames Musizieren, Ear-Training, Rhythmus-Training etc.) vielfältig. Zu den gefilmten Unterrichtssituationen bekommt man zahlreiche Hintergrundinformationen von den jeweiligen Lehrenden (auf Grundlage von Gesprächen und Fragebögen). Weiterhin gibt es fast zu jedem Video einen musikpädagogischen und einen psychologischen Kommentar. Diese Kommentare sind inhaltlich sehr aussagekräftig und stilistisch besonders gut gelungen.
Peter Knodt hat es in den musikpädagogischen Kommentaren geschafft, die Beispiele wertschätzend (und nicht bewertend) zu beschreiben. Er ermöglicht in seiner Beschreibung vielfältige Einblicke und eröffnet mithilfe des methodischen Werkzeugs der bekannten W-Fragen diverse Perspektiven auf das Unterrichtsgeschehen. Er regt durch seine Texte zu dem an, was er als Ziel seines Buchs formuliert: Er möchte den Leser durch die „Sehschule“ inspirieren, bestätigen, irritieren und provozieren. Dazu werden ein Leitfaden zum Gebrauch der „videobasierten Sehschule“ und ein Analyse-Leitfaden mit zahlreichen Reflexionsaufgaben angeboten. Ein weiteres Kapitel behandelt das Thema kollegialer Kooperation und bietet Vorschläge für Reflexionsarbeit z. B. an einer Musikschule.
Ein wenig zu kurz kommt die Behandlung des musikpädagogischen Selbstkonzepts, bildet es doch die Grundlage jeden musikpädagogischen Tuns bzw. beeinflusst maßgeblich das Handeln und Denken der Lehrenden. Daher ist es auch höchst interessant, etwas über die pädagogische Grundüberzeugung des Verfassers zu lesen: Er bezeichnet gelungenen Musikunterricht als Kunst, nennt als zentrale Ziele „die Aneignung individuell notwendigen Wissens und Könnens und die Entwicklung einer Haltung zu dauerhafter sinnstiftender musikalischer Betätigung“ sowie „das musikalische und soziale Zusammenspiel mit anderen Menschen“. Diese pädagogische Haltung liegt allen Themen im Buch zugrunde.
Das Buch eignet sich für die Reflexion eigener pädagogischer Arbeit genauso wie für die Reflexion in kollegialer Kooperation. Zugleich kann es als wichtiger Impulsgeber im hochschuldidaktischen Bereich verwendet werden.
Bianka Wüstehube