Dartsch, Michael / Stephan Schmitz

Eine gesellschaftliche Herausforderung

„Musikalische Bildung von Anfang an“ an öffentlichen Musikschulen

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 16

Vor gut zwei Jahren begann der Verband deutscher Musikschulen (VdM) mit der Initiative „Musikalische Bildung von Anfang an“ das Vorhaben, die Musikschulangebote für Kinder von null bis sechs Jahren unter die Lupe zu nehmen und ­gegebenenfalls inhaltliche und ­strukturelle Reformen ­einzuleiten. Den Hintergrund für dieses Vor­haben bildeten Veränderungen in Gesellschaft und Bildungslandschaft, auf die in diesem Beitrag näher eingegangen wird.

Aus der Initiative „Musikalische Bildung von Anfang an“ ist ein gleichnamiges Projekt entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und konkrete Handlungsschritte umfasst, die aus der Zielsetzung abgeleitet sind, ein musikalisches Bildungskonzept für die gesamte Altersgruppe von null bis sechs Jahren und deren Familien zu entwickeln. Mit der besonderen Berücksichtigung der Vernetzung zwischen Musikschulen und Kindertagesstätten sowie der Verankerung von Integrationszielen sind dabei Komponenten enthalten, die über das spezifisch Musikalische hinausweisen.
Die Arbeit mit Kindern, die noch nicht die Schule besuchen, ist natürlich kein Neuland für die Musikschulen. Die Musikalische Früherziehung, die sich an vierjährige Kinder richtet und sich dann über zwei Jahre erstreckt, ist seit Langem Bestandteil des Angebots der so genannten „Grundstufe“, welche dem ­Instrumentalunterricht vorausgeht. Das Cur­riculum Musikalische Früherziehung Tina & ­Tobi hat der VdM 1968, vor mittlerweile 40 Jahren, entwickelt, eine erste Neufassung bereits 1974 herausgegeben und im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft geförderten Modellprojekts von Günther Noll empirisch evaluieren lassen. Während die allgemeinen Richtlinien für den Unterricht in Musikalischer Früherziehung an VdM-Musikschulen mittlerweile gesondert im entsprechenden Lehrplan niedergelegt sind, ist Tina & Tobi noch immer auf dem Markt, gegenwärtig in einer grundlegend überarbeiteten Neuauflage der vierten Fassung von 2003/04 und als eines unter zahl­reichen anderen Unterrichtswerken, die seit den Anfangstagen der Musikalischen Früh­erziehung nach und nach erschienen sind.
Dabei hat sich im Lauf der Zeit – wie es sich auch in den zahlreich vorhandenen Unterrichtsmaterialien und Qualifikationsmöglichkeiten widerspiegelt – die Musikalische Früherziehung zu einem Erfolgsmodell an öffentlichen Musikschulen entwickelt. Zum Jahreswechsel 2006/07 besuchten knapp 140000 Kinder die Musikalische Früherziehung. Die Musikschulen des VdM erreichten damit beinahe jedes zehnte aller Kinder von vier bis unter sechs Jahren in Deutschland. Zwar ist die absolute Zahl der Früherziehungskinder leicht rückläufig, der Grund dafür ist aber im Bevölkerungsrückgang zu suchen.1

1 vgl. Michael Dartsch: Vor- und außerschulische Musikerziehung, www.miz.org/static/themenportale/einfueh­rungstexte_pdf/01_BildungAusbildung/dartsch.pdf, 2008, aktualisierte Fassung.

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