Larsen, Christian / Julia Schürer / Dana Gita Stratil

Einfach singen!

Die Stimme im Chor entwickeln

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Carus/Trias, Stuttgart 2017
erschienen in: üben & musizieren 1/2019 , Seite 51

Mit diesem handlichen kleinen Büchlein eines dreiköpfigen Autorenteams ist die nicht gerade spärliche Literatur zur Ermutigung, sich in das Abenteuer „Singen“ zu stürzen, um eine interessante und anschauliche Facette reicher geworden! Man liegt wohl nicht falsch, wenn man die physiologischen Grundlagen und die körpertechnischen Voraussetzungen dieses gesangspädagogischen Ansatzes als ganzheitlich charakterisiert. Das Anfangsmotto erinnert dabei nicht von ungefähr an Erkenntnisse der Feldenkrais-Methode, wenn es heißt: „Wie ein Bildhauer einen Stein bearbeitet, gestaltet der Mensch seinen Körper – ein Leben lang. Nur verwendet er Bewegung und Bewusstsein statt Hammer und Meißel.“
In acht Kapiteln werden die Bausteine des sängerischen Stimmaufbaus erläutert und mit Übe­beispielen durch Wort und Bild versehen: Haltung, Atmung, Stimme, Stütze, Resonanz, Artikulation, Volumen, Höhen und Tiefen. Zur Verstärkung der Anschauung gibt es auch eine Internetadresse zum Betrachten kostenloser Videotracks.
Eine Besonderheit dieser Veröffentlichung liegt in der Tatsache, dass ein Autorenteam aus Medizin und Gesangspädagogik sich dem Prinzip der „Spiraldynamik“ verpflichtet weiß und dieses zur Grundlage der physiologischen Erläuterungen und daraus hergeleiteter Übungen macht. Spiraldynamik ist ein ganzheitlich aus­gerichteter Therapieansatz, der von Christian Larsen in Zürich am Spiraldynamik Med Center praktiziert und weiter erforscht wird. Eine ausführliche Darstellung dieses heilmethodischen Ansatzes hätte vermutlich den Umfang des Buchs gesprengt und man wird nicht umhin kommen, sich über Internetquellen umfassenderen Einblick zu verschaffen, wenn man die Zusammenhänge noch näher kennenlernen will. Jedoch kann auch ohne diese Vertiefung mit dem Buch nutzbringend gearbeitet werden.
Das Buch möchte Mut machen zum Einsatz der Stimme auch nach längerer Pause oder gar in höherem Alter, ein Anliegen, das sich schon im Titel dokumentiert. Der Untertitel ist ein wenig missverständlich, denn es handelt sich nicht um eine Anleitung zur chorischen Stimmbildung, sondern hier geht es ganz bewusst um den individuellen Weg. Aber durch persönliches „Sich-Kümmern“ um einen besseren und klangvolleren Gebrauch der eigenen Stimme wird natürlich auch die Vorbereitung auf das Singen im Chor befördert. Wenn allerdings am Schluss folgender Tipp gegeben wird: „Noch im Büro? Der Körper müde und schlapp und gar nicht zum Singen bereit? Mit kleinen und leisen Turnübungen können Sie die Zeit zwischen Büro und Chorprobe überbrücken…“, dann bleibt dies wohl ein wenig Utopie, obgleich es jeden Chorleiter höchlichst erfreuen würde.
Thomas Holland-Moritz