© Sebastian Dolata

Werner, Irmela

Erasmus +

Die Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz lernt von Europa

Rubrik: Musikschule
erschienen in: üben & musizieren 4/2024 , Seite 34

Seit 2003 pflegt die Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz (Sachsen) internationale Beziehungen zu Musikschulen in Europa. Im Juli 2022 startete die Schule nun das Erasmus-Projekt „Von Europa lernen“. Was die Lehrenden auf Reisen lernen und wie sich die Schule dadurch weiterentwickelt, steht im Zentrum dieses Beitrags.

Es begann mit dem Partnerschaftsprojekt Grundtvig des Bundesinstituts für Berufsbildung.1 Dieses Förderprogramm zum Erwachsenenunterricht an Musikschulen wurde über Jahre als Austauschmöglichkeit für Ensembles der Schule fortgeführt. Im aktuellen Erasmus-Projekt liegt der Fokus internationaler Beziehungen auf Fortbildungen für LehrerInnen und MitarbeiterInnen im europäischen Ausland. „Von Europa lernen“ heißt das Projekt der Schule, das sich dank der Akkreditierung beim Erasmus-Programm für Erwachsenenbildung der Europäischen Union über fünf Jahre erstreckt und so langfristige Planungen und den Aufbau von partnerschaftlichen Beziehungen ermöglicht.
Zunächst ermittelten wir die Bedürfnisse und Herausforderungen der Schule, der MitarbeiterInnen und schließlich auch der Lernenden vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen. Herausgearbeitet wurden sechs Ziele, die die Musikschule mit dem Erasmus-Projekt erreichen will: Die MitarbeiterInnen sollen ausgehend von guten Praxisbeispielen aus Einrichtungen anderer Länder Ideen für neue, kreative und fächerübergreifende Angebote entwickeln sowie neue Unterrichtsmethoden und Inhalte übernehmen. Die Bereiche der Erwachsenen- und Seniorenbildung sowie der für Menschen mit Behinderung sollen durch Inspiration aus anderen Ländern weiterentwickelt werden. Die Lehrenden selbst sollen verstärkt zur Teilnahme an Fortbildungen zum Erwachsenenunterricht angeregt werden. Weitere Ziele sind die Digitalisierung der Schule und die Förderung digitaler Kompetenzen der MitarbeiterInnen sowie die Förderung ihrer Sprachkenntnisse und ihrer Gesundheit.

Job Shadowing

Im Rahmen des sogenannten Job Shadowing wurden Musikschulen besichtigt, im Unterricht hospitiert, Erfahrungen ausgetauscht und „viel voneinander gelernt“, wie Schulleiter Sebastian Dolata bestätigt. Die MitarbeiterInnen konnten andere Musikschulstrukturen, Lehrpläne, Unterrichts­ansätze, neue Methoden, Herangehensweisen und Literatur sowie andere Materialien und Instrumente kennenlernen.
Als interessant erwies sich das schwedische Modell mit Kulturschulen, die Unterricht in allen Kunstarten anbieten (auch fächerübergreifend) und sehr eng mit den allgemeinbildenden Schulen zusammenarbeiten, um breiten Schichten der Bevölkerung Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen. Für uns ist das eine Bestärkung, in diese Richtung mit allen Kunstarten weiterzuarbeiten und unsere Angebote zu erweitern, z. B. durch Fotografie und Schauspiel. Luxemburg beeindruckte hingegen mit einem bestens strukturierten Musikschulsystem sowie kostenlosem Unterricht für alle SchülerInnen bei hochwertigen Ergebnissen.
Es gab weitere positive Überraschungen: Nicht immer hatten wir eine solche Kulturvielfalt und -pflege in den „entferntesten Eckchen“ Europas erwartet. Wer hätte gedacht, dass Malta eine derart perfekt organisierte, bestens geförderte Musikschule auf hohem Niveau samt angeschlossenen Teilschulen für Kunst, Drama und Tanz hat? Oder Griechenland beeindruckend gute Musikgymnasien und Keramikworkshops?
Wir stellten fest, dass musikalische Bildung in anderen Ländern oft weit höher wertgeschätzt wird. So schreibt Jana Mesgarha in einem Bericht über Südtirol, Oberösterreich, Luxemburg und Spanien: „Musikschulen sind prägende Säulen der Kulturlandschaft in diesen Ländern. Die bestens ausgestatteten Musikschulgebäude zeugen davon. Fachkompetente Lehrer und Lehrerinnen sind allesamt Angestellte und genießen hohe Wertschätzung im Land. Meine zukünftige Arbeit werde ich nicht unbedingt anders machen, aber ich bin durch die Erasmus-Reisen und durch das Kennenlernen der verschiedenen Musikschulen hochmotiviert und voller Energie, mich für die Musikschule im ländlichen Raum einzusetzen.“

1 https://www.bwp-zeitschrift.de/dienst/publikationen/de/1338 (Stand: 9.7.2024).

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2024.