Ardila-Mantilla, Natalia

Erlebnisreisen mit der Wiener EMP

Das Symposion „Von den Quellen zum Mehr – Musizieren in der Elementaren Musikpädagogik“ im Rückblick

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 2/2010 , Seite 22

Was bedeutet es konkret, mit „musikalischen Reisen“ das Feld des Elementaren Musizierens zu erkunden? Über ihre Erlebnisse als Reiseteilnehmerin und die Entstehung von künstlerisch-pädagogischen Forschungsräumen reflektiert Natalia Ardila-Mantilla.

Anfang September 2009 landete der Reiseprospekt in meinem Postfach: „Wir dürfen herzlich zu 12 musikalischen ‚Reisen‘ einladen, zu Erkundungen im Feld des Elementaren Musizierens“, „Wählen Sie aus dem Angebot Reisen, die Sie gerne unternehmen wollen, die Sie ansprechen, oder lassen Sie den Zufall spielen und kreuzen Sie unseren Reisejoker an“ und „Das Abendprogramm ist nicht Zutat, sondern integraler Teil des Ganzen“ (im Angebot: Musiktheater, Tanzabend, Bigband, selbstverständlich feine Küche). Dazu eine Liste rätselhafter Reiseziele: „Wellenwelten“ (im Dezember?), „A String Experience“ (viel versprechend), „Krachmusikrachmusiachmuschmuhmum“ (?).1
Die Instrumentalpädagogin in mir beobachtet seit Langem mit einer Mischung aus wohlwollender Skepsis und begründetem Zutrauen, wie die Elementare Musikpädagogik neue Arbeitsbereiche erkundet: Aus den ehemaligen (nicht unbedingt ausgebildeten) musikalischen FrüherzieherInnen der ersten Generation sind mittlerweile professionelle MusikpädagogInnen geworden, deren Wirkungskreise Schulen, Kindergärten, aber auch Konzerthäuser und Seniorenheime erfassen. EMP-ler gestalten Mitmachkonzerte, realisieren Theaterprojekte, begleiten Instrumentalunterricht in der Musikschule und in der Bläserklasse. Alles gut und schön – und ich halte mich für relativ aufgeschlossen –, aber der Einstieg in die Tourismusbranche erschien mir schon ein bisschen übertrieben. Die Neugier überwog trotzdem, und so landete ich am 4. Dezember im Haydn-Saal der Musikuniversität Wien mit der festen Absicht, meine Reise zu genießen.
Die Erwartungshaltung hielt nicht lange an – gezwungenermaßen: Die Dinge auf sich zukommen zu lassen und es sich auf dem eigenen Sitz bequem zu machen, ging bereits zu Beginn der Veranstaltung aus dem einfachen Grund nicht, weil der Saal unbestuhlt war! Die Reisecrew warf uns gleich ins Geschehen und forderte uns auf, aktiv mitzuhelfen und mitzumachen: Ein irrwitziger Sesseltanz (vom Tango über Polka bis zum Pflichtstück: dem Wiener Walzer) diente als erste Kontaktaufnahme und führte zur selbstständigen Bestuhlung des Raums. Daraufhin wurden ReiseleiterInnen und -ziele vorgestellt.
Bis dahin hatte ich mir nicht viele Gedanken darüber gemacht, was beim EMP-Symposion konkret stattfinden würde. Zwar wurde im Prospekt davor gewarnt, die Veranstaltung als Kongress zu verstehen: „Wir wollen weniger einen Überblick über das gesamte Fach geben, sondern versuchen, uns dem Phänomen des Elementaren Musizierens zu nähern, also dem, was wir für seinen Kern halten. Wir wollen auch nicht Unterrichtsmodelle (etwa für neue Methoden oder Zielgruppen) präsentieren, sondern gemeinsam künstlerisch-pädagogisch forschen!“2 Was aber genau hinter diesem Forschungsanspruch stand, wurde erst in Peter Röbkes Eröffnungsvortrag klar.

1 Zitate aus dem Folder des Symposions „Von den Quellen zum Mehr – Musizieren in der Elementaren Musikpädagogik“, das vom 4. bis 6. Dezember 2009 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien stattfand.
2 ebd.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2010.