ERTA-Kompositions­wettbewerb 2011

Eva Barath: Dinos flöten anders / Silke Huber: Drei Miniaturen / Pèter Köszeghy: yellow jackets

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Heinrichshofen, Wilhelmshaven 2011
erschienen in: üben & musizieren 4/2012 , Seite 60

Die European Recorder Teachers Association (ERTA) befasst sich immer wieder mit neuen Kompositionen für Blockflöte. Solche Werke standen auch im Mittelpunkt des jüngsten Kongresses der ERTA 2011, zu dem ein internationaler Kompositionswettbewerb für Blockflöte ausgeschrieben wurde. Eine Jury sichtete 31 eingesandte Werke und wählte insgesamt drei Gewinner-Kompositionen aus, die in diesem Band versammelt sind.
Dinos flöten anders von der deutschen Blockflötistin und Komponistin Eva Barath ist ein Stück für Kinder von fünf bis sieben Jahren, in dem erst einmal eine neue Notenschrift erlernt werden muss: Dinofüße mit Strichlein bedeuten, dass man stampfen und gleichzeitig fauchen muss, Fußspuren ohne Strichlein verlangen ein sputato, geräuschhaft mit viel Luft („spucken“), und wenn die Dinos „mit dem Schwanz schlagen“, soll ein perkussiver Laut erzeugt werden: mit der Handfläche auf die Öffnung des Blockflötenkopfs geräuschhaft schlagen – laut, mit Akzent (großer Schwanz) oder leise und schnell (kleiner Schwanz).
Die insgesamt zwei Seiten umfassenden Anweisungen mit zahlreichen kryptischen Gemälden entbehren nicht einer gewissen Komik, verlangen jedoch von der Lehrkraft und den das Üben beaufsichtigenden Eltern ein gerüttelt Maß an Vor­arbeit, um dem Nachwuchs vermitteln zu können, was die Komponistin möchte. Zwischendrin dürfen die Aspiranten dann auch mal Dinos ausmalen und selbst komponieren; im letzten Teil spielen die drei Dinos dann dreistimmige, rhythmisierte Cluster mit gelegentlichen Spracheinlagen.
Drei Miniaturen für Akkordeon und Sopranblockflöte der Akkordeonistin Silke Huber richten sich an junge MusikerInnen nach etwa zwei Jahren Unterricht. In der ersten Miniatur hält das Akkordeon vor allem dissonante Klänge aus, während die Flöte kurze Einwürfe macht; im zweiten, tänzerischen Stück spielt die Flöte eine vorzeichengespickte Melodie, während das Akkordeon im Wechsel zwischen Dreier- und Zweiertakt begleitet. Das dritte Stück verlangt von beiden Instrumenten frei rhythmisierte, kurze Melodieabschnitte und Triller und mündet in eine Improvisation der Flöte über einem Grundbass des Akkordeons, bevor der anfängliche Melodiewechsel wieder aufgenommen wird. Auch hier finden sich viele grafische Elemente, doch beschränkt sich Huber auf allgemein gebräuchliche.
Yellow jackets für zwei gleiche Blockflöten (SS/AA/TT) und CD des Ungarn Pèter Köszeghy ist ein grafisch an der Zeitachse einer CD entlang notiertes Stück, das in bekannter Minimal-Music-Manier mit Dynamik, Artikula­tion und Geräuschen auf dem Flötenkopf spielt, bevor es in diversen Trillern und chromatisch gegeneinanderlaufenden Dissonanzen endet. Die Begleit-CD mit Percussion und Geräuschelementen (vom Hummelsummen bis zum Tinnitus-Ton) liegt dem Heft bei.
Andrea Braun